BARBAROSSA – Bloodlines

Take my hand
If it gets you through then it’s all right
Take my hand

But take your time
‘Till it relates to you then it’s all right
You break my mind

But if your fuel is of golden valleys
But the sense of regret paralyzes
Then you’ll never know how it feels

(Barbarossa – Bloodline)

Wie ich nach dem ersten Hören und der anschließenden obligatorischen Google-Recherche feststellen musste, ist Barbarossa gar keine Band, sondern ein Typ namens James Mathé aus London. Die weitere Recherche ergab, dass er schon als Vorband von Junip gespielt hatte. Die entsprechenden YouTube-Videos verrieten mir, dass die Stücke beim Publikum wohlwollend den Abend einleiten konnten. Das Album ‘Bloodlines‘ ist ein kleines Juwel, dessen Songs nicht nur von José González entdeckt werden sollten.

Schon nach dem zweiten oder dritten Hören hatten kleine Ohrwürmer in meinem Kopf Synapsen geschlagen. ‘Butterfly Plague‘ ist der dritte Song des Albums und besitzt eine Intensität, als hätte sich Whatever-Step mit einer schläfrigen Orgel angefreundet, während James Mathé uns eine Komplexität an Stimmfarbe schenkt, die scheinbar nur eine Schmetterlingsplage mit sich bringen kann. Man möchte sich in eine Decke einmummeln und dem Rotbart beim Schlafen zuschauen, um mit ihm auf bessere Zeiten zu warten.

Wie einst Barbarossa – ein Kaiser des römischen-deutschen Reichs – der mit der Sage behaftet ist, sich einfach schlafen gelegt zu haben, scheint es bei diesem Barbarossa aber nicht zu funktionieren. Die Songs sind zu vertrackt, zu durchdacht und zu feinfühlig, als dass er sich einfach nur schlafen legen könnte, um auf etwas Besseres zu warten. Obwohl die Platte in sich recht ruhig ist, wirkt sie dennoch getrieben und besticht durch vielschichtige Sounds. Es klingt, als behandele er seine Instrumente wie Kinder ihre Kuscheltiere. Sie brauchen keinen Namen, aber bedeuten einem alles, weil man insgeheim jedes noch so kleine Detail mit ihnen teilen kann. Das Schöne an Instrumenten ist, dass man sie sogar sprechen lassen kann. Das macht Barbarossa mit einem derartigen Feingefühl, man könnte meinen, er streichle sie eher, als sie schlichtweg zu berühren. Ein Seelenstriptease mit den Fingern, der dank seiner markanten Stimme nie in die Belanglosigkeit abdriftet.

Ein Album voller Analogien und Metaphern, gepackt in einem Sound aus wattiger Bescheidenheit. Es ist ein Album für Träumer, Zweifler und Optimisten, die in der Lage sind, ihr Leben ausgiebig zu reflektieren. José Gonzalez darf gerne weiter solche Entdeckungen machen.

Barbarossa – Bloodlines
VÖ: 9. August 2013, Memphis Industries (Indigo)
www.barbarossamusic.com
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