We got lost in the travels in the spiritual book
Missed the beaches from nirvana and the way that they look
And the crooks they’re on the island they’re killin’ to keep runnin’
They’re running severance on the plastic and it seems to be working
Is that the best that I can do?
As I watch as your head turns full circle
(Half Moon Run – Full Circle)
”One of the most important bands debuting an album in 2013” verkündet Ben Lovett von Mumford & Sons ganz ungeniert über Half Moon Run und ihr Debüt ‘Dark Eyes‘. Diese dürften in letzter Zeit durch ihre überaus erfolgsversprechenden Support-Slots bei Of Monsters & Men, Metric und eben auch Mumford & Sons einigen Konzertbesuchern im Gedächtnis geblieben sein und so langsam auch ins Mainstream-Bewusstsein schippern. Wenn dann noch Vergleiche mit den Mercury Music Prize Gewinnern Alt-J gezogen werden, spitzt man als ernsthafter Musikliebhaber geradezu verzückt die Ohren. Dabei teilen Half Moon Run mit Alt-J nicht unbedingt den Musikstil, sondern die besondere Gabe in keine Schublade zu passen und sich dabei immer frisch und neu anzuhören.
Die Gründungsgeschichte der Band aus Montreal entspricht nicht gerade dem Reißbrett – als die Arbeit an ‘Dark Eyes’ began, kannten sich die Half Moon Run Jungs einander kaum und Gerüchten zufolge herrscht auch heute noch ein wenig persönliche Distanz vor. Auf ihrem Debütalbum ist davon jedoch keine einzige Sekunde zu hören. Der Opener ‘Full Circle‘ ist eine dieser wunderschönen, wenn auch melancholischen Indiefolkballaden. Während Frontmann Devon Portielje das selbstzerstörerische Verhalten eines nicht mehr erreichbaren Freundes besingt, baut sich im Hintergrund ein üppiger, vielschichtiger Sound auf, der Horizonte in sich zusammenklappen lässt und direkt ins Herz trifft. Mächtige Klavierakkorde, das harfen-ähnliche Geflimmere der Akustik-Gitarren – viel epischer kann man einen Song kaum strecken, ohne ihn in Pathos zu ertränken. Dazu kommt ein wenig Pop-Appeal und fertig ist der erste Hit auf ‘Dark Eyes’. Danach folgt das beschwingte ‘Call Me In The Afternoon‘. Becken krachen, Gitarre und Schlagzeuge fallen ineinander und dazu wird wehmütig aufbauschend „I really, really, really, really wanna get it to you“ gestottert. ‘Call Me In The Afternoon’ wird live von Half Moon Run übrigens mit Doppeldrum und fröhlichem Tanz umgesetzt – Stillstehen fällt hier schwer. ‘No More Losing War‘ nimmt dann doch wieder deutlich Tempo raus. Portielje murmelt die rätselhafte Geschichte eines Mädchens namens Karen und die Pedal Steel Gitarre fügt das hinreißende, samtige Drama hinzu. Was für eine Entdeckung.
‘Dark Eyes’ ist ein unerschöpflicher Fundus an wunderbaren Songs, von dem Maroon 5 Tribute Song ‘Judgement’ einmal abgesehen. Aber ein so übewältigender Gesamteindruck lässt sich natürlich keineswegs durch einen einzelnen schlechten Song trüben! Egal ob der romantisch verklärte Schmuseblues von ‘Need It‘, der umtriebige Bossa-Groove von ‘Give Up‘ oder das schlichtweg genial und an Radiohead erinnernde Elektronik-Geplänkel ‘21 Gun Salute‘ – Half Moon Run springen auf ihrem Debütalbum in enorm hoher Qualität leichtfüssig zwischen den Genres. Selten war ein Debütalbum in diesem Jahr so abwechslungsreich und trotzdem versiert. Oder um es kurz zu machen: Selten war dieses Jahr ein Debütalbum so gut!
Half Moon Run – Dark Eyes
VÖ: 28. Juni 2013, Glassnote, Communion
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