Lay me out across the grey
Hours I should have kept at bay
I had no choice to get away
I can’t escape my own mistake
Even more when it’s sweet to the taste
Red stairs lead astray
(King Krule – Out Getting Ribs)
Was für eine Wahnsinns Stimme! Gerade mal 19 Jahre alt wandelt Archy Marshall alias King Krule auf den Spuren eines Tom Waits und Louis Armstrong. Sein harscher Bariton klingt ja wie ein Whisky versoffener Rowdy. Und was er da mit seiner lässigen Kombi aus Blues, R´n´B, Soulpop und Jazz anstellt, grenzt fast an einer Erfindung eines neuen Genres. In Schubladen stecken lässt sich King Krule nämlich nicht. Britisches Wunderkind? Oh ja.
Dabei ist der Londoner kein unbeschriebenes Blatt in der Musikszene. Als Zoo Kid nahm er bereits vor drei Jahren eigene Songs auf und veröffentlichte seine Debüt-Single `Out Getting Ribs´. Diese ist nun auch auf seinem Erstwerk mit dem schönen Titel `6 Feet Beneath The Moon´ vertreten. Auf dem minimalistisch gehaltenen Gitarren-Stück lässt er seiner Liebe zu Rockabilly, Funk und Jazz freien Lauf und kreiert eine kraftvolle Ballade. Auch sonst macht Krule keinen Halt, unterschiedliche Elemente für seine Songs zusammen zu fügen. Vom Soulpop inspiriert swingt `Border Line´ auf der Drum Machine und klingt so ungezwungen wie die besten Sachen von Amy Winehouse. Frecher geht es auf `A Lizard State´ zu, das mit dominantem Saxophon an die große Jazz-Szene im Amerika der 40er Jahren erinnert. Allein diese unheimlich raue Stimme versprüht jeden Moment Gänsehaut . `Another disappointed soul, well, I tried to keep it under control´ brüllt er fast schon auf `Has This Hit´. Pulsierend verquirlen Gitarre und Drums ineinander.
Diese dunkle Melancholie durchzieht das ganze Album. Viele seiner Texte sind nämlich geprägt von seiner Kindheit und Jugend in einem armen Arbeiterviertel in Südlondon. Keine rosa Seifenblase, sondern die harte Kälte des Alltags im Ghetto. Davon kann Marshall wahrlich ein Lied singen. Nichtsdestotrotz haben diese Erfahrungen seine Kreativität gefördert. `Easy Easy´ erzählt von der Öde des Alltags und davon, endlich ausbrechen zu wollen `And now you spend your evenings, searching for another life and yeah I think mate I think you’ve got them in your sights.´, singt Krule in seinem starken britischen Akzent. Schmerzvoll und dabei ehrlich reflektiert King Krule in seinen Liedern über sein Leben. Wer würde denn dahinter einen schmächtigen, gerade mal erwachsen gewordenen Jungen erwarten? Aus seinem Debüt spricht jedenfalls schon sehr viel Reife, was der Brite mit seiner unverkennbaren Stimme nur noch klanglich untermauert. Vielleicht ist es für den einen oder anderen anfangs gewöhnungsbedürftig, aber eins ist sicher: Dieser Künstler wird mal sehr groß werden.
King Krule – 6 Feet Beneath The Moon
VÖ: 24. August 2013, Xl/Beggars Group (Indigo)
www.kingkrule.co.uk
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