Eins og viljinn alvalds býður,
eftir þinni vissu braut.
Öllum þreyttum, ljós þitt ljáðu,
læðstu um glugga sérhvern inn.
Lát í húmi, hjörtun þjáðu
(Samaris – Góða Tungl)
Die isländische Band Samaris veröffentlichte in der letzten Woche ihr gleichnamiges Debütalbum und damit ihre erste internationale Platte. Neue Songs sucht man darauf jedoch vergebens, denn ‘Samaris‘ ist eine Fusion aus der ‘Hljóma Þú EP‘, der ‘Stofnar Falla EP‘ aus 2012 und einer Handvoll neuen Remixe. Das junge Trio setzt sich aus der Sängerin Jófríður Ákadóttir (bekannt aus der Band Pascal Pinon), der Klarinettistin Áslaug Rún Magnúsdóttir und dem elektronischen Computer-Musiker Þórður Kári Steinþórsson zusammen. Der Sound von Samaris ist sehr speziell: Elektronischen Elemente, eine klassische Klarinette und Jófríðurs eindringlich-zarter Gesang ergeben eine einzigartige Kombination. Schnell verliert man sich in den entrückten, isländischen Texten, die häufig Gedichten oder Fabeln entliehen wurden. Die Songs auf ‘Samaris’ sind erfüllt von dichter Atmosphäre, Sehnsucht und ehrlicher Melancholie. Elegant wird ein unverkennbarer Sound kreiert, der fernab vom Einheitsbrei existiert und dabei ganz ohne Frickelei oder Konzeption auskommt.
Das Tempo der Platte ist eher gemächlich, doch die Angst vor Stillstand oder Langeweile bleibt glücklicherweise unbegründet. Schon der Opener treibt langsam, aber beständig, immer weiter nach vorne und baut ein in sich schwellendes Momentum auf. Hypnotisch steigert sich das Trikolon Beat, Klarinette und Gesang, bis man vollkommen gefangen ist von Samaris Soundwelt. Hier lohnt sich auch mal Augen schließen! ‘Góða Tungl‘ hingegen baut mit seinem umherwanderndem Bass und seiner rythmusgebenden Snare einen elektronischeren Unterbau auf, der an James Blake erinnert. Hier liegt ständig Spannung in der Luft, Jófríðurs gehauchte Vocals rufen arkane Bilder in den Kopf – bis zum musikalischen Schamanismus fehlt hier nur noch ein kleiner Schritt. ‘VögguDub‘ ist einer der freundlicheren, einer der poppig angehauchten Songs, bei dem gleichzeitig die 80er und House Anleihen aufblitzen. Doch auch hier kommt die junge Band (nur Áslaug ist schon 20) nicht in straucheln und überzeugt souverän. Mit ‘Stofnar Falla‘ beweisen Samaris, dass sie auch einen auf Jean Michael Jarre machen können. Ein komplexer Aufbau und ein blubbernder Beat markieren einen der vielen Höhepunkte des Albums. Hut ab so vielseitig seine komplette eigene Linie zu verfolgen, das können nicht viele so junge Bands.
Mit ‘Samaris’ gelingt dem isländischen Trio ein wunderbarer Einstand. Ein Wermutstropfen bleibt – neue Stücke sucht man vergebens und die Remixe sind leider nicht der Rede wert. Umso erfreulicher ist es, dass ein komplett neues Album noch für diesen Herbst angekündigt ist. Wir sind uns ziemlich sicher, dass man im Herbst noch einiges von Samaris hören wird.
Samaris – Samaris
VÖ: 29. Juli 2013, One Little Indian, Rough Trade
www.samaris.is
www.facebook.com/samarisss