Green eyes and a heart of gold
All the money’s gone and the house is cold
And it’s alright, it’s alright, it’s alright, it’s alright
(The Lone Bellow – Green Eyes And A Heart Of Gold)
Ein Reitunfall seiner Frau machte Zach Williams, Kopf von The Lone Bellow, zum Songwriter. In Wartezimmern bangt er mit seinen Freunden, liest ihnen Gedichte und Tagebucheinträge vor, sie ermutigen ihn, Gitarre zu lernen und daraus Lieder zu machen. Das ist gut zu wissen, wenn man sich auf das selbstbetitelte Debüt des New Yorker Folk/Alt.Country Trios einlässt und fragt, woher all der Schmerz kommt. Dass das Album dabei einen dennoch optimistischen Lebensmut versprüht, ist umso schöner. Und wird ausnahmsweise belohnt: Entgegen aller Prognosen geht es Frau Williams wieder gut.
Musikalisch klingen The Lone Bellow (zu deutsch: Das einsame Heulen) in Momenten nach Mumford & Sons, freilich ohne sich deren reichlich enervierendes Pathos zu leisten, das lyrischen Tiefgang bloß simmuliert. Dafür erinnert Williams Stimme einmal zu oft an Steven Tyler, sodass man nicht nur im Eröffnungsstück ‘Green Eyes And A Heart Of Gold’ nicht umhin kommt, The Lone Bellow als die Aerosmith kontemporärer Americana zu denken. Toll dagegen sind sie als Liveband; in der Konzertsituation entstehen auf der Basis von zwei Gitarren, einer Mandoline und herrlichen Harmoniegesängen neue Räume, die die Brüchigkeit, die Abgründigkeit, aber auch die Hymnenhaftigkeit, die in den Stücken des Trios angelegt sind, hervortreten lassen – hier deutet sich das Potential der Songs an, das in der oftmals zu glatten Nashville-Pop-Produktion von Charlie Peacock verspielt wird. Dass im Netz auch offiziell fast ausschließlich Livestücke zu sehen sind, mag ein Hinweis darauf sein, dass die Band ihrer Albumproduktion selber nicht so recht über den Weg zu trauen scheint. So wird aus einer guten Alt-Counry Band just another average Americana-Pop-Kapelle. Das mag man schade finden, eröffnet The Lone Bellow aber zumindest in Amerika – bei David Latterman waren sie bereits zu Gast – den vermutlich besseren Karriereweg. Hierzulande darf das bezweifelt werden.
The Lone Bellow – The Lone Bellow
VÖ: 23. August 2013, Descendant Records (Sony Music)
www.thelonebellow.com
www.facebook.com/TheLoneBellow