PURE BATHING CULTURE – Moon Tides

You’re the cat’s eye
You’re the pendulum
When the orator says it’s your time
You’re the one

(Pure Bathing Culture – Pendulum)

Es gibt diese Bands, deren Sound man einfach anhand tausender Vergleiche beschreiben muss – was ganz und gar nicht zu bedeuten hat, dass hier besonders dreist kopiert und ein schon längst mit einer Staubschicht bedeckter Sound ohne Frühjahrsputz eingespielt wurde. Bei Pure Bathing Culture aus Portland, Oregon und ihrem Debüt ‘Moon Tides’ ist eine solche Art der Beschreibung nötig, um die wahnsinnig interessant versprenkelten Anklänge verschiedener Ären überhaupt erst greifbar zu machen und das, was da so homogen klingt, in seiner spannenden Heterogenität zu erfassen. Um von Fleetwood Mac zu TLC zu kommen. Sängerin und Keyboarderin Sarah Vesprille und Gitarrist Daniel Hindman hüpfen so ungeniert und leichtfertig von Signifikant zu Signifikant, dass man irgendwann kaum noch richtig zu wissen scheint, was überhaupt in den 70ern los war, was in den 80ern, was R’n’B und was Synth-Pop und was Indie und was Folk ist. Und das Metamonster bleckt sich lediglich seine Zähne.

Pendulum‘ offenbart durch Vesprilles zuckersüße Stimme hinter viel dunstigem Hall und Hindmans schnörkellose, atmosphärische Gitarre rosarote Mystik. Ein archaischer Drumcomputer lässt den mehr und mehr flirrenden und klirrenden Gitarrenspuren genug Raum, sich am Hall entlangzuranken und gibt doch einen durchschimmernden und dabei trotzdem prägnanten 80s-Klang. Der Song erinnert an Beach House, nach denen Pure Bathing Culture des öfteren klingen. Dieser Vergleich wird jedoch nebelig, wenn der mit den Cocteau Twins durch eben dieses Zusammenspiel aus Stimme, Hall, Flirren und Klirren überdeutlich wird.
Dream The Dare‘ lässt mit seinem verschrobenen Esoterik-Pop-Charme an Stevie Nicks und Kate Bush denken. Auch diese Anleihen wird man noch das ein oder andere Mal, wenn auch nur vage und in einem völlig anderen Kontext, hören.
Evergreener‘ ist so fesselnd in seiner verblüffenden Monotonie, dass man die Leichtigkeit, mit der dieser Band ihre Coups gelingen, bewundern muss.

Twins‘ hat ein Girlgroup-Flair, das von The Three Degrees bis zu The Bangles reicht. Es bietet sich hier prima an, Stehblues zu tanzen, aus dessen Romantik man durch ein nettes Fade-Out auch nicht abrupt herausgerissen, sondern mit einem wohligen Lächeln sanft entlassen wird. ‘Only Lonely Lovers‘ hat eine stark folkige Note, die hinter funkelnden 80s-Pop-Elementen hervorlugt.
Scotty‘ ist wahrscheinlich das Highlight des Albums. Soulig, die Hüfte packend und sanft aber bestimmt nach rechts und links bewegend groovt der Song vor sich hin, bis sich irgendwann zwei Gesangsparts übereinanderlegen. Der Refrain einer der kitschigsten Nummern der 80er, der hier stibitzt wird – ‘Into The Night‘ von Benny Mardones – wird vielmehr zu einem weiteren Girlgroup-Moment, wird zu 90er R’n’B in Richtung TLC.

Seven 2 One‘ und ‘Golden Girl‘ sind halbe 80s R’n’B-Balladen, die pure Harmonie in ganz monotonen Songabläufen entfachen. Ein Bass, der auch der ruhigsten Nummer den nötigen Groove gibt, wird hier perfekt eingesetzt – so in etwa wie der, der die Lieder von Haim zu solchen Brettern macht. Es folgt der letzte Song, ‘Temples Of The Moon‘, der zwar in den 80ern bleibt, aber von R’n’B einen ganz großen Schritt weggeht und sich wieder dem Mystischen Kate Bush-Sound zuwendet.

Pure Bathing Culture scheinen so klar nach etwas zu klingen, noch dieses „etwas“ muss von Song zu Song neu definiert werden. Und gerade, weil sich alles auf diesem Album so passend zu Einem fügt, lässt einen das neu definieren zwischenzeitlich verwirrt und verblüfft zurück.

4von5

Pure Bathing Culture – Moon Tides
VÖ: 23. August 2013, Memphis Industries (Indigo)
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