I feel it all over my body
I just can’t stop hurting you
All this little things you’ve seen
bringing out the worst in me
(I Am In Love – Stop Hurting)
I Am In Love gibt es seit etwa drei Jahren. I Am In Love, waren mal vier Jungs und ein Mädchen, sind mittlerweile drei Jungs und zwei Mädchen aus Leicester. Laut eigener Aussage, haben sie sich seit der Gründung Ende 2010 in kalte Proberäume und Studios verkrochen, um das zu machen, was sie lieben: Musik. Heraus kam der Erstling ‘Of Regard and Affection‘, der zum großen Teil ganz in der Tradition von Bands wie Bloc Party stand. Nun erscheint Album Nummer zwei: ‘Raw Heart‘. Das klingt als hätten sie sich seitdem die 80er etwas genauer angeschaut und dem Schlagzeuger mehr Mitspracherecht gegeben.
‘Shiver‘ beginnt mit einem erregt ansteigendem Puls. Da kommt noch mehr, versprochen. Sanfter Gesang betritt schüchtern die Bühne. Das Schlagzeug pocht, Gitarre und Bass dröhnen. Kurze Verschnaufpause. Synthies. Die Stimme ist in der Mitte der Bühne angekommen, die Begrüßung intensiver. Ohne Zeit und Pausen zu verschwenden, geht der Song über in ‘My Heart, Your Soul‘. Die Drums weiterhin unermüdlich; schon schiebt sich der Gesang eines Jünglings in den Vordergrund. Gezeichnet von einer gewissen 80s-Ästhetik hämmert er sich rhythmisch in mein Ohr und verpufft in einem kleinen Soundgewitter. Kaum am Horizont verschwunden, steigt der nächste Song empor. Eine durchdachte Dramaturgie hangelt sich von Song zu Song. Aus der Bewunderung für die Foals machen sie auch auf ‘Raw Heart’ kein Geheimnis und so fühle ich mich oft an diese Band erinnert. Besonders beim Anfang von ‘Mirrors And Smoke‘ werden die Parallelen deutlich. Der Gesang hektisch, gehalten von stetigen, markanten Drums und Gitarren, bis mit ‘The Ropes‘ ein Song folgt, der wie Muse auf Valium klingt und in seiner Verzweiflung zeitweise an einen Robert Smith erinnert.
‘Tired Heart‘ beweist Liebe zum Teil. Wieder einmal schiebt sich der zarte Gesang von Frontmann Seb Twigden in den Vordergrund. Das klingt dank Soundverpackung so gar nicht müde, sondern leidenschaftlich. Und als nächstes? Der Hit? Zumindest ist es die erste Single-Auskopplung von ‘Raw Heart’. ‘Propossal‘ heißt sie und ja, der Song könnte in der Indiedisco ziemlich gut funktionieren – mit Foals/Strokes-Gitarren und entspannten Mitklatsch-Beat. Es ist einfach eine schöne Reise durch kühle Proberäume, das erste Mal verliebt sein und die Plattensammlung der Eltern. Prince, Bowie, Queen – die Einflüsse sind einfach spürbar. Mit ‘Stop Hurting‘ gelingt ihnen eine schöne Symbiose aus 80er- und Nullerjahren, die trotz ihrer düsteren Erzählweise zum Auf- und Abwippen animiert. Wie es die Dramaturgie eines solchen Albums verlangt, wird es ruhiger am Ende bei ‘My little Animal‘ und dem wie das Album betitelten Song ‘Raw Heart‘. Der letzte spiegelt sich: statt zartem Gesang, kommt der jetzt aus dem Off. Als möchte er uns dringend noch etwas mitteilen. Aber die Dringlichkeit verpufft in den Drums und dann ein abruptes Ende. Ein offenes Ende, denn das wird hoffentlich nicht das letzte Album von I Am In Love gewesen sein.
Von Kammermusik-Indiepop, wie die Intro deren Musik einst bezeichnete, ist nicht mehr so viel übrig geblieben, klingt das hier doch manchmal eher nach Synthie-Noise. Zwei Jahre älter sind sie seit dem letzten Album geworden und auch zwei Stufen lauter. Alles ist etwas frickeliger, fordernder und verzerrter geworden. Mehr davon!
I am in Love – Raw Heart
VÖ: 25. Oktober 2013, Velocitysounds Rec.
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