Das erste Mal habe ich Daniel Bortz’ Debütalbum ‘Patchwork Memories’ im Auto gehört. Es war ein trüber Montagmorgen, ich bin mies gelaunt und fahre über die Autobahn. Draußen gleitet die eingenebelte, graue Landschaft an mir vorbei. Drinnen läuft Lied °3 ‘Monkey Biznizz’, das mit puristischem Housebeat und düsterer Bassline beginnt. Es klingt zunächst recht unspektakulär, wie sich mein Wochenstart bis dato auch anfühlt.
Doch dann nach zweieinhalb Minuten entfaltet sich ‘Monkey Biznizz’ ganz unvermittelt, der Klangraum geht förmlich auf, weitet sich, melancholische Klavierakkorde setzen ein und die ätherische Mikrofonstimme von Bortz beginnt über ‘too much trouble’ zu sinnieren. Ist es Zufall, dass just in diesem Moment die morgendliche Sonne die Wolkendecke durchbricht und alles um mich herum in goldenes, warmes Licht taucht? Ein perfekter Moment. Mein ganz persönlicher Soundtrack. Plötzlich bin ich glücklich, erfüllt, der Tag wird gut, die Musik und ihr Beat trägt meine Gedanken.
Auch ‘First Love’, das auf ‘Monkey Biznizz’ folgt, greift die sphärische Stimmung auf. Ich will die Augen schließen, in die Musik und den Augenblick versinken, aber ich fahre ja Auto. Verdammt. Daniel Bortz’ Soundwelt ist an diesem Morgen wie eine Offenbarung für mich. Viele weitere Songs auf dem Album lassen mich erinnern, tanzen, fühlen, nachdenken und Sehnsucht spüren – manche Lieder intensiver als andere. Die lassen mich dann eher staunen, über die Kunst solch fragile, knisternde Songs produzieren zu können, in ihrem Ursprung ja synthetische Soundskizzen, die aber trotzdem zu atmen scheinen und berühren. Patchwork Memories eben.
Daniel Bortz hat seine Erinnerungen kaum in Worte, dafür in wunderschöne elektronische Musik gefasst. Ich bin ihm sehr dankbar, bis jetzt und wohl auch bis in alle Ewigkeit. Nicht nur meine Montagmorgende sind nämlich gerettet.
Daniel Bortz – Patchwork Memories
VÖ.: 18.Oktober 2013, Suol Recordings/Rough Trade
soundcloud.com/danielbortz
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