Why be good?
Be beautiful and sad
Itʻs all youʻve ever had
(Dum Dum Girls – Evil Blooms)
Jeder kennt das Gefühl, wenn die eigene Mutter das Wort „geil“ in den Mund nimmt und sich in der Magengegend alles zusammenzieht. Man weiß nicht so recht, was Jugendsprache aus Müttermündern so unerträglich macht, aber es fühlt sich irgendwie an, als würde sich die Erzeugerin etwas nehmen, das ihr nicht zusteht. Wenn die Tochter jedoch eine benietete Lederjacke aus den 80ern aus Mamas Kleiderschrank zieht und darin auch noch dreckscool aussieht, dann ist das ok. Die Analogie mag hinken, aber so oder so ähnlich verhält es sich auch in der Popmusik. Madonnas nicht wirklich schlechtes, aber doch ideenloses ‘MDNA‘ etwa imitiert Lady Gaga und wirkt in all der beschworenen Jugendlichkeit doch blutleer. Dee Dee Penny und ihre Dum Dum Girls hingegen bedienen sich eifrig aus der Frühphase der Queen of Pop, aber auch bei The Cure, Tears For Fears, Suede und den Stone Roses. Und siehe da, es gelingt. ‘Too True‘ ist ein aufgemotztes New Wave Album geworden, das im Jahr 2014 wunderbar funktioniert.
Treibendes Schlagzeug im Phil–Collins-Sound, das so simpel ist, dass es fast programmiert klingt, Surf-Gitarren, die an die Tornadoes erinnern und eine Sängerin mit queen bee Attitude sorgen eine gute halbe Stunde dafür, dass man nostalgisch in eine Zeit zurückblickt, die man gar nicht kannte. Dann ist der Spaß auch schon vorbei, die Hälfte der Songs bleibt unter drei Minuten. Soviel Punk muss sein.
Penny sagt, Rilke, Baudelaire und Verlaine hätten sie inspiriert. Ein Bettgenosse des letztgenannten findet sich auch im Titel des vielleicht besten Stückes der Platte. ‘Rimbaud Eyes‘ stampft und reminisziert mit seinem kathedralischen Hall fast ein wenig die Simple Minds. Spätestens bei ‘Are You OK?‘, einer Nahezu-Ballade, fällt auf, wie glatt produziert ‘Too True’ doch ist und, dass das überhaupt nicht stört. Man fühlt sich an ‘Papa Donʻt Preach‘ und an Blondie zu Zeiten von ‘Parallel Lines‘ erinnert. Der Titeltrack selbst ist cineastisch und man möchte ihn unter dem Fenster der Angebeteten aus einer Boombox scheppern lassen. Ein großartiges Album.
Dum Dum Girls – Too True
VÖ: 27. Januar 2014, Sub Pop Records
http://wearedumdumgirls.com
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