Lang ist es her, als 2008 das Debütalbum von Fanfarlo erschien und noch länger sind die ersten Konzerte her. Das sich seitdem so einiges getan hat, dürfte klar sein und sollte auch gut sein. Eine Band muss schließlich wachsen und sich weiterentwickeln. Auch der Bandsound von Fanfarlo hat sich verändert, die immer leicht leiernden Folksongs der Anfangstage sind stadiontauglicher geworden, die Produktion glatter, schon auf dem letzten Album zeigte sich eine klare Hinwendung zu vielem was die 80er mit sich brachten. Immer mehr Synthieflächen durften Einzug halten. Hat man sich schon auf Reservior an Arcade Fire, Voxtrot und die Shins erinnert gefühlt, scheinen Fanfarlo Arcade Fire weiter nach folgen zu wollen (diesmal aber den neueren Arcade Fire Produktionen), der Folk weicht dem Pop mit jeder Platte ein bisschen mehr. Leider wirken auch die Songs diesmal um einiges belangloser. Was Arcade Fire mühelos gelingt, nämlich den Pop mit Augenzwinkern und wie aus dem Ärmel geschüttelt einziehen zu lassen, klingt bei Fanfarlo leider eher nach einer verkrampften Suche nach dem großen Popwerk.
Mit großer Geste gehen Fanfarlo an die großen Themen und vergessen dabei manchmal, dass das Große auch im Kleinen steckt. “Alle Lieder, die wir geschrieben hatten, schienen sich entweder direkt oder zumindest im entfernten Sinne mit Dingen zu beschäftigen, mit der sich die Evolutionstheorie auch beschäftigt. Wo zur Hölle sind wir und wo gehen wir als nächstes hin?”, sagt Sänger und Songschreiber Simon Balthazar. “Also haben wir beschlossen, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Mit all der gedankenlosen Verspieltheit und jugendlichen Ernsthaftigkeit, die es verdient.” Vielleicht liegt das Problem auch darin, das Fanfarlo eben nicht mehr diese gedankenlosen, stürmischen Recken ihres Debüts sind um diese Leichtigkeit und Verspieltheit mit der Gnadenlosigkeit zu demonstrieren, die sie verdient.
Die bei ‘Landlocked‘ einsetzenden afrikanischen Rhythmen sollen wohl diese neu gefundene fröhliche Ausgelassenheit demonstrieren, wirken dabei aber so gewollt eingepflanzt, dass man wie angewurzelt stehen bleiben möchte. Und das hohe nach Panflöte klingende Pfeifen in ‘Myth Of Myself‘ treibt den Kitsch dann zu seinem Höhepunkt. Das Gefühl lässt einen nicht los, dass hier versucht wurde, mittelmäßigen Songs durch eine ausufernde Instrumentierung doch noch zu irgendetwas zu machen, doch so ganz will selbst das nicht gelingen.
Wenn man der Sache noch was abgewinnen will, so vielleicht die Erkenntnis, dass Fanfarlo aber mal so gar keine Angst vor kitschigen Synthesizersounds haben. Wollen wir hoffen, dass sie das schon fast schlageresque Geschnulze selbst nicht so ganz ernst nehmen und beim nächsten mal wieder ein paar sehnsüchtige Schichten abtragen und auf ihre Songs vertrauen. Immerhin ‘The Beginning And The End‘ fängt unter seiner Hülle mit jedem mal Hören mehr zu strahlen an. Und auch ‘Life In The Sky‘ zeigt was Fanfarlo so könnten und ist ein solides ausuferndes und tanzbares Stück Musik, für die letzten übergebliebenen Indiediscos.
Fanfarlo – Let’s Go Extinct
VÖ: 14. Februar 2014, New World, Rough Trade
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