THE NOTWIST – Close To The Glass

We will walk within you
We will light your scream
We will walk within you
We will light your scream

We wanna be you
We wanna be like you
We wanna be

(The Notwist – Signals)

Sechs Jahre ist es her, als ‘The Devil, You + Me‘ erschien – das letzte Album von The Notwist. Sechs Jahre waren es auch, die ‘Neon Golden‘ und ‘The Devil, You + Me‘ trennten. The Notwist scheinen ihren Rhythmus gefunden zu haben und veröffentlichen im Februar ‘Close To The Glass‘.

Den Song ‘Close To The Glass‘ durfte man bereits vorab bei Soundclound bestaunen. Glaubte man dem Song, schien es so, als sollte es für The Notwist wieder in einen wesentlich elektronischer Richtung gehen. Waren auf der ‘The Devil, You + Me’ noch vornehmlich Gitarrenklänge zu hören, stolpert ‘Close To The Glass’ mit einem noisigen Drum-Beat voraus, bis Achers verfremdete Stimme, begleitet von einem Klatschen, ertönt. Auch der erste Song ‘Signals‘ bestätigte diese Vermutung, bleept der doch nur so geschwungen vor sich hin, um sich am Ende zu lösen. Wie eine abblätternde Tapete, die Platz für etwas Neues macht. Signale für ein neues Leben.

Diese verheißungsvolle Stimmung greift ‘Kong‘ auf, den man sich ebenso schon im Vorfeld anhören konnte. Bei ‘Kong’ spielt vor allem die Gitarre eine tragende Rolle. Der Song lebt von dem Stimmungswechsel in der Stimme Markus Achers und macht einen schon fast nervös. Man fühlt sich rastlos, angetrieben, angefixt von einer Idee, die man endlich umsetzen möchte. Es überwiegt schon hier das Gefühl der Freude, dass sechs Jahre manchmal so schnell vergehen können. Kaum eine andere Band kann mit so viel Feingefühl Harmonien erschaffen, so viele Widersprüche in sich vereinen und ein Bild des Status Quo zeichnen, dass auf der einen Seite so schmerzend echt und auf der andere Seite so furchtbar schön ist.

Casino‘ vereint all diese Emotionen. Nach wie vor singt Acher in diesem Englisch, mit der deutschen Aussprache. Was an andere Stelle stören könnte, ist hier nach wie vor bestens aufgehoben. “There is something wrong with me“, statuiert Acher auf der Suche nach einem Platz, auf der Suche nach sich selbst. Im Kasino der eigenen Identität auf der Spur. Mit Kasinos verbindet man gemeinhin nicht unbedingt positive Assoziationen. Es geht schließlich einfach nur um Geld. Da hätte der nächste Titel ‘From One Wrong Place To The Next‘ kaum besser passen können. Der ist soundmäßig ganz in der typisch elektronischen Weise von The Notwist gehalten.

Zum Ende des Albums verlängert sich die Dauer der Songs. ‘Run Run Run‘ ist wieder einer dieser Songs, der in einer frickelnden Freude entstanden sein muss. Schon bald hat man das Gesicht von Martin Gretschmann im Kopf, wie er versunken lächelnd hinter den Reglern steht. Beim anfänglichen Überfliegen der Tracklist, fiel auf, dass ‘Lineri‘ mit 8:53 Minunten für The Notwist ein eher ungewöhnliche Länge hat. Denn sonst hielten The Notwist eine sphärische Stimmung inne, die nie ausuferte. Es war immer eher eine pointierte sphärische Musik. Doch auch ‘Lineri’ kann den hohen Ansprüchen standhalten und wirkt so gar nicht fehl am Platz. Ganz im Gegenteil, Shoegaze à la Notwist geht ziemlich gut.

‘Close To The Glass’ konzentriert sich in der Tat wieder mehr auf das Gefrickel, das ‘Neon Golden’ damals so wichtig gemacht hat. Vielleicht kann der letzte Song ‘They Follow Me‘ als eine Art Vorahnung verstanden werden. Denn wir warten gerne nochmal sechs Jahre auf ein The Notwist Album.

45von511

The Notwist – Close To The Glass
VÖ: 21. Februar 2014, City Slang
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