Ich möchte ein Rad und mit Abdullah Rennen zu fahren.
(Wadjda – Das Mädchen Wadjda)
Die 11-jährige Wadjda (Waad Mohammed) lebt in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens. Ihre Umgebung ist geprägt von den streng religiösen Traditionen ihres Landes, welche sich durch den kompletten Alltag ziehen. Aber Wadjda lässt sich davon nicht unterkriegen. Sie hört westliche Rockmusik, trägt Converse-Schuhe und entspricht auch sonst nicht dem Bild einer ruhigen, unterwürfigen Frau. Ihr größter Wunsch ist es aber, ein Fahrrad zu besitzen, was in Riad eigentlich eine Unmöglichkeit darstellt. Mit ihrem Starrsinn kommt Wadjda ihrem Ziel immer näher. Sie beschließt an einem Koranvers-Wettbewerb ihrer Schule teilzunehmen. Durch das Preisgeld könnte sie sich ihre großen Traum zu erfüllen, doch davor liegt ein ganzer Berg Arbeit und die Ablehnung ihres Umfeldes.
Das Kino war schon von jeher ein Ort der Träume. Keine andere Kunst hat in den letzten Jahren so viel an Magie in sich getragen wie der dunkle Saal eines Kinos. Einen solchen magischen Platz gibt es in Saudi-Arabien nicht. Kinos sind dort verboten und daher grenzt es schon fast an ein Wunder, dass ein Film mit solch einem kritischen Thema dort gedreht werden konnte. Hinzukommt das eine Frau, Haifaa Al-Mansour, mit diesem Film ihr Regiedebüt abliefert. Eigentlich eine Utopie und kaum vorstellbar, dass eine Frau die Chefin eines Filmsets in einem Land ist, in dem Frauen eher eine untergeordnete Rolle zu spielen haben.
Betrachtet man die Geschichte des Films erwartet der Zuschauer zunächst nichts Besonderes. Klar umrissen und ohne besonderen Plotpoint kommt die Geschichte auf dem Papier daher. Was Al-Mansour aber hier zeichnet ist eine kluge Aufarbeitung einer Kultur, die uns weitestgehend fremd ist. Nie wird sie anklagend oder urteilt über ihre Protagonisten. Sie zeigt das alltägliche Leben mit all seinen Schattenseiten. Frauen sind hier Menschen zweiter Klasse und müssen sich den Männern voll und ganz unterordnen. Trotz aller Widrigkeiten verlieren sie aber nie ihren Stolz und versuchen sich in ihrem Rahmen zu emanzipieren. Das geschieht mit viel Witz und Feingefühl.
Waad Mohammed als Wadjda hat in jeder Szene die Oberhand. Ihr kindlicher Charme und ihr Unverständnis gegenüber den Traditionen verkörpert die junge Schauspielerin exzellent. Momente in denen man schmunzeln muss, wechseln sich ab mit absoluter Tragik die immer mit einfachen Mitteln erzeugt werden.
Zum Tragen kommt dies beispielsweise in der Szene, in der Wadjda versucht sich in dem Familienstammbaum ihres Vaters mit einem kleinen Post-It Zettel zu verewigen, ist dieser am nächsten Morgen wieder verschwunden. Ungläubig steht das Mädchen da und ihre Augen versuchen zu begreifen warum sie als Mädchen keine Rolle spielt.
Schon oft wurde ‘Das Mädchen Wadjda’ als Wunder eines Films beschrieben und tatsächlich ist er das auch. Selten bekommt man so einen liebevoll gestalteten Einblick in eine Kultur, die uns komplett unverständlich ist. Haifaa Al-Mansour musste viel kämpfen um diesen Film realisieren zu können. In Saudi-Arabien wird er nicht zu sehen sein, aber vielleicht darf in einem kleinen Traum gehofft werden, dass der Film irgendwann seinen Weg auch dorthin findet.
Regie: Haifaa Al Mansour
Darsteller: Reem Abdullah, Waad Mohammed, Abdullrahman Al Gohani
DVD-VÖ: 20. März 2014, Koch Media
In Zusammenarbeit mit Koch Media verlosen wir 2 Exemplare der BluRay von ‘Das Mädchen Wadjda’ – ihr wollt gewinnen? Dann schreibt uns bis zum 28. März eine Mail mit eurer Adresse bzw. dem Betreff ‘Wadjda’ an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr schon bald Gewinnpost von uns in eurem Briefkasten!