I am electric with a bottle in me
Got a bottle in me
And glory be, these fuckers are ignoring me
I’m from another century
I am a preacher when I’ve got it on me
And I’ve got it on me
And glory be these fuckers are ignoring me
We never learn from history
Hey, I am the boy who loved her so in every song
And I design that little mystery on your tongue
I’ve broken jaws protecting laws to keep you free
I’ve made your day so take a seat by me
(Elbow – Charge)
Es gibt diese Bands, die man zwar schon irgendwie auf dem Schirm hat, aber dann die Veröffentlichung von deren Alben doch verschwitzt. Diese Bands, von denen man sich immer sagt: “Stimmt, mit denen muss ich mich auch noch mehr beschäftigen” und man dann doch irgendwie etwas anderes macht. Eine dieser Bands ist Elbow und die hat mit ‘The Take Off And Landing Of Everything‘ gerade ein Album veröffentlicht, das keinen weiteren Aufschub zulässt.
Überfliegt man Titel und Titellänge könnte man vermuten, dass das Album eher sperrig sein könnte. Schon der Opener ‘This Blue World‘ dauert über sieben Minuten – federleichte sieben Minuten, wie sich herausstellt. Zu recht schaffte es das Album zum ersten Mal auf Platz Eins der britischen Albumcharts und völlig zu recht dauert der erste Song sieben Minuten. Auch hier der rüde Manchester-Dialekt verwoben mit den zarten Melodien, wie es schon auf den Alben zuvor eine Art Geheimrezept von Elbow war. Besinnlich im Beginn und bedächtig am Ende.
‘Charge‘ avanciert schnell zu einem der Lieblingssongs der Platte. Elbow sind einfach perfekt aufeinander eingespielt. Das spürt man mit jedem Song mehr und insbesondere mit diesem und dem darauf folgenden ‘Fly Boy Blue / Lunette‘. ‘Charge’ ist ein sehr textlastiger Song, der durch den eindringlichen Dialekt Guy Garveys noch intensiver wird. Entspannt stolpert der Beat des schlichten Schlagzeugs dem Gesang hinterher, bis zu diesem Geigenmoment, bei dem sich die Nackenhaare melden. ‘Fly Boy Blue / Lunette’ kann die Intensität sogar noch steigern und schlägt die Brücke zum vorausgegangenen Gefühl. Die Stimmfarbe ändert sich, die Ruhe bleibt. Nach einer knappen Minuten dann diesen Gitarrenriff, das im ersten Moment unpassend daherkommt und dessen Einsatz man später nach mehrfachem Hören sehnlich erwartet. Zwei Songs, die schon direkt zu Beginn der Platte den Höhepunkt bilden.
Doch das soll nicht heißen, dass es dann eine Talfahrt geben würde. Höhepunkt heißt bei ‘The Take Off And Landing Of Everything’ nicht, dass die anderen Songs ins klangliche Nichts verschwinden. Das heißt bei dieser Platte nur, dass diese beiden Songs noch ein bisschen besser sind, als die anderen – in beneidenswerter Weise intuitiv komponierten – Songs sind. ‘Real Life (Angel)‘ handelt vom Verlassen und Wiederfinden. Elbow besingt genau die richtige Dosis Hoffnung und Verletztheit, die es braucht, um ein gebrochenes Herz zu überwinden.
‘My Sad Captains‘ vereint in sich diese wunderbaren Zeilen: “Another sunrise with my sad captains, With who I choose to lose my mind, And if it’s all we only pass this way but once, What a perfect waste of time“. Zeitverschwendung in Musik gegossen. Ein bisschen erinnert der Song an ‘One Day Like This‘ von ihrem vierten Album ‘The Seldom Seen Kid‘. Die Tracks verschwimmen ineinander und so wird aus ‘My Sad Captains’ ‘Colour Fields’, der nicht ganz so träge daher kommt und durch sein Kürze besticht. Elbow können also auch mit weniger Worten ihre Ambitionen vermitteln.
Mit ‘The Blanket Of Night‘ endet das Album in einem tiefen dramaturgischen Sound. Der Gesang von Guy Garvey wippt zu den bedrohlich klingenden Synthies und Streichern. Ein schleppendes Gefühl macht sich breit, als sei noch nicht alles gesagt in einer alkoholgeschwängerten Nacht. Diese Sache muss noch zu Ende diskutiert werden. Elbow klingen aus und klingen wie Weltschmerz bei Freunden nachts um zwei am Küchentisch.
Elbow – The Take Off And Landing Of Everything
VÖ: 7. März 2014, Polydor
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