And he would never buy a weapon and bring it to our home
And he would never be foolish and lie about that now
But no one has seen or heard from him since last Wednesday
(Highasakite – Since Last Wednesday)
Highasakite machen lupenreinen Pop, der von dieser nordischen Schwermütigkeit getragen wird, die den Musikern aus Norwegen stets nachgesagt wird. Schon das Cover von ‘Silent Treatment‘ zeigt Frontfrau Ingrid Helene Håvik in depressiver Anmut: Sie liegt da, zu sehen sind nur Gesicht und ein bisschen Schulter. Gehüllt in einen Norwegerpulli, blickt sie voll Trauer in die Kamera. Das Bild fängt das Gefühl ein, dass das Album offenbar vermitteln möchte: Schwermut.
‘Lover, where do you live?‘ ist die erste Frage, die sich Highasakite stellen. Auf dieser Frage lasten drückende Sounds von Gitarre und Synthie. Die Töne werden angeschlagen und verhallen nach eine gefühlten Ewigkeit. Die Stimme von Ingrid Helene Håvik klingt verschwommen und ihre Art zu singen, erinnert ein wenig an Sigur Rós. ‘Since Last Wednesday‘ klingt nicht so drückend wie der Opener, ist dafür lyrisch umso tragischer. Es geht um die Machtlosigkeit, wenn Menschen die Kontrolle verlieren und zur Waffe greifen. Es geht darum, unbedingt eine Erklärung finden zu wollen, auch wenn es die noch nicht einmal unbedingt geben muss. Die musikalische Untermalung klingt im Gegensatz dazu sehr positiv, was sehr irritierend auf den Hörer wirken dürfte. Doch dieses Stilmitel nutzen Highasakite das ganze Album hinweg.
‘My Only Crime‘ tanzt ein wenig aus der Reihe. Er ist vergleichsweise kurz und viele Instrumente bleiben an der Wand gelehnt stehen, während man die Stimme von Ingrid Helene Håvik erstmals richtig wahrnehmen kann. Hier kommen auch die Hörer auf ihre Kosten, die die rudimentäre Seite des Pop schätzen. Die, die etwas leiser und weniger pompös ist. ‘The Man On The Ferry‘ ist ein wunderschöner Moment auf dem Album. Mit ihren Worten taucht sie rhythmisch ins Wasser und bringt den Song an das andere Ufer. Nah an der Grenze zu Ehtno-Pop, umschifft sie irgendwie die peinlichen Momenten, die diese Genre eigentlich mit sich bringt.
Die anderen Songs heißen ‘Hiroshima‘, ‘I, The Hand Grenade‘ oder ‘Darth Vader‘. Hinter den Titeln versteckt sich immer eine düstere Symbolik, die von zuckersüßen Melodien umgarnt wird. Das kann einem schnell zu viel werden. Die hallenden Töne, die drückenden Texte, verbunden mit dieser strahlenden Popästhetik, überlagern sich im Gehör. Ist man ergriffen oder gelangweilt? Highasakite schaffen ein Stück verwirrende Musik, spielen mit Gegensätzen und bleiben hängen. Man kann sich nicht recht entscheiden, ob das maßvoll oder überlagert ist, aber es definitv eine Platte, die man nicht so schnell vergisst.
Highasakite – Silent Treatment
VÖ: tba
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