STORIES WE TELL – Filmkritik & Verlosung

Warum reden und reden wir, oder ich zumindest, ohne auszudrücken wer wir wirklich sind?

(Michael Polley – Stories we tell)

Die kanadische Schauspielerin und Regisseurin Sarah Polley fragt ihre Familie, Bekannte und Kollegen nach der Geschichte ihrer Mutter. Schon früh an Krebs verstorben, will die Regisseurin mehr über das Leben von ihr erfahren. Alles verbunden mit ihrem besonderen Blick auf die Welt und die komplizierte Beziehung zu ihrem Vater. Jeder kommt zu Wort und kann seinen Blick auf die Dinge frei erzählen. Und dann gibt es da noch das Gerücht, dass Sarahs Vater gar nicht ihr biologischer ist.

Sarah Polley ist eine talentierte Schauspielerin und wahrscheinlich eine noch talentiertere Filmemacherin. Bisher hat sie sich nur im Bereich des Spielfilms ausgetobt und insbesondere durch den Film ‘Take This Waltz` Eindruck hinterlassen. Jetzt wechselt sie in den Dokumentarfilm und hat sich ihre Familie als Objekt der Erzählung ausgesucht. Doch kann so etwas funktionieren? Kann man mit seiner eigenen Familie einen ernsthaften und ehrlichen Dokumentarfilm drehen? Insbesondere, wenn die Geschichte des Films mit sich selbst unmittelbar verbunden ist und es eigentlich unmöglich ist einen professionellen Abstand zu gewinnen? Man kann.

Von der ersten Minute an wird der Zuschauer fast magisch in die Geschichte der Familie Polley hineingezogen. Ohne Kitsch und ohne Peinlichkeiten werden ihre Geschwister und ihr Vater vorgestellt. Sarah bleibt dabei stets dezent im Hintergrund und lässt der Geschichte freien Lauf. Es ist unvorstellbar, wie ihr dieser Kraftakt gelungen ist und sie den Mut gefunden hat einen solchen Film der Öffentlichkeit vorzustellen. Denn die Geschichte ihrer Familie ist keine lapidare oder besonders schöne. Immer wieder wurde die Familie durch Schicksalsschläge heimgesucht. Insbesondere die Beziehung des Vaters und der Mutter ist geprägt von einem Auf und Ab.

Filmisch werden alte 8mm Aufnahmen mit neuen Interviews vermischt. Dadurch entsteht eine spannende Zeitreise durch die Generationen. Ihr Vater, der mit dem Talent des Schreibens gesegnet ist, hat über das Leben von ihm und seiner verstorbenen Frau eine Geschichte geschrieben, die als Bindeglied zwischen all den Ereignissen dient.

Obwohl die Ereignisse an jedem Beteiligten nagen, wird der Film nie kitschig oder ausufernd. Wie eine Schweizer Uhr wird jeder Punkt präzise aufgearbeitet und dem Zuschauer präsentiert. Das mag nicht heißen, dass man nicht immer wieder gerührt ist von dem was sich vor seinen Augen abspielt.

Das eigentlich Kunstwerk dieses Films ist es aber, wie Polley es schafft in der Metaebene etwas über das Medium Film zu erzählen und wie stark uns Geschichten verbinden beziehungsweise auseinander bringen können. Wie werden Geschichten erzählt und was passiert mit einer Geschichte aus dem Blickwinkel verschiedener Beteiligter. Somit ist ‘Stories We Tell’ nicht nur eine bewegende Familiendokumentation geworden, sondern auch die reflektierte Aufarbeitung einer Regisseurin über ihr Medium.

Mit diesem Film ist Sarah Polley ihr bisheriges Meisterstück gelungen und als Zuschauer und Fan darf gehofft werden, dass sie sich nun vollends auf das Filme machen und nicht das Schauspiel konzentriert. Eines der Dokumentarfilm Highlights der letzten Jahren.

Regie: Sarah Polley
Darsteller: Michael Polley, John Buchan, Mark Polley, Rebecca Jenkins, Peter Evans, Alex Hatz
DVD-VÖ: 24. Juli 2014, Koch Media GmbH

In Zusammenarbeit mit Koch Media GmbH verlosen wir 2 Exemplar der BluRay von ‘Stories we tell’ – ihr wollt gewinnen? Dann schreibt uns bis zum 01. August eine Mail mit eurer Adresse bzw. dem Betreff ‘Stories’ an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr schon bald Gewinnpost von uns in eurem Briefkasten!

 

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

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