Schön dass Du anrufst, leider umsonst,
dass mein Handy abgestellt ist, hast Du schon geschnallt,
denn warum solltest Du sonst mein völlig sinnloses Festnetztelefon zum klingeln bringen,
mach’s wie ich, leg Dich hin und mach die Augen zu.
Denk an Lieblingsfarben und Tiere, Dosenravioli und Buch,
und einen Bildschirm mit Goldfisch, das ist für heute genug!
(Element of Crime – Lieblingsfarben und Tiere)
‘Lieblingsfarben und Tiere’ heißt das 13. Album von Element Of Crime. Nach dem ersten Durchhören bleibt zu statuieren: Das Gute bleibt. Die Herren um Sven Regener machen keine großen Sprünge; sie nehmen keinen Anlauf, sondern sie setzen sich vermutlich genüsslich zusammen. Beweisen müssen sie niemanden mehr etwas, nachdem sie schon so lange Teil des Musikgeschäfts sind. Genau diese Gelassenheit und Beständigkeit strahlt das neue Album aus.
Keine fünf Sekunden müsste ‘Am Morgen danach’ laufen und man hätte den Song auch schon ohne den Gesang Regeners als Element-of-Crime-Song indentifiziert. Diese gewohnt warmen Klänge aus dem Norden und auf dem Hocker, der offensivste Romantiker, den die Welt je gesehen hat. Alles wie immer. Der nölige Gesang, der sich immer in den letzten Silben so richtig entfaltet. Lebensweisheiten serviert wie ein kühles Astra. Kompromisslos, zielgenau und so gar nicht kryptisch. Diese teils absurden Reimkonstrukte wie in ‘Lieblingsfarben und Tiere’ sind typisch und in jedem einzelnen Song doch wieder einzigartig.
Eine Platte von Element of Crime ist wie ein Hörbuch mit vielen kleinen Kapiteln. Jede Geschichte mit viel Empathie und Hingabe erzählt. ‘Rette mich (vor mir selber)’ ist zum Beispiel einer dieser Songs, der so schön nachvollziehbar ist. Es ist ein Liebeslied, das so niemand sonst schreiben würde: ‘Heimatlos und viele zu Hause, unterbeschäftigt und viel zu viel zu tun, rette mich vor mir selber, Hauptsache Liebe, Hauptsache Du.’ Das sind die Zeilen, die man sich von so einer Platte erwartet und warum sollte Sven Regener uns enttäuschen?
Das klingt wie ein Hund, der in die Nordsee sprintet und sich freudig schüttelnd wieder auf den Rückweg zum Strand macht. Ein bisschen mitgenommen und zerzaust, aber dennoch voller Zuversicht und Hoffnung. Genau wie die Lieder von ‘Lieblingsfarben und Tiere’. Immer schwingt da diese Schwere mit, die aber auch etwas Kindliches in sich birgt. In ‘Immer so weiter’ sinniert er über die Gleichförmigkeit des Alltags. Besser machen würde es wie immer nur die Romantik. Ins Meer stürzen, mitunter stolpern, aber besser noch als einfach nur im Strandkorb zu sitzen. Von da aus kann man noch nicht einmal in alle Richtungen schauen. Lieber irgendwann bedröppelt, als es gar nicht erst zu versuchen.
Wer die letzten paar Alben von Element of Crime mochte, wird auch diesen Album sehr schnell ins Herz schließen. Das ist kein Stillstand, das ist etabliertes Handwerk. Das ist nicht Kitsch, das ist Romantik. Das ist nicht langweilig, das ist Element Of Crime.
Element of Crime – Lieblingsfarben und Tiere
VÖ: 26. September 2014, Vertigo Berlin (Universal Music)
www.element-of-crime.de
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