Feel the gravitiy how it pulls and pulls
a kid at mother’s skirt
kneel carefully and stroke its hands
It won’t grow off its shirts and pants
Get on the centrifuge
feel the force feel how it grows
move your head like me
it spins and turns
(Talking to Turtles – Gravity)
Schöne Alben sind manchmal einfach nur schön. Da fällt es schwer groß Worte darüber zu verlieren, lieber hört man schweigend und staunend zu. So auch bei ‘Split‘ vom Leipziger Duo Talking to Turtles. Im Folgenden dennoch der hoffnungslose Versuch einer Beschreibung.
‘Split’ ist eine zurückhaltende Platte, unaufgeregt und beinahe unscheinbar nach dem ersten Hören. Ein Album voller wunderbarer kleiner Popsongs, nicht in dem Sinne Pop, dass sie nach großem Theater streben, aber voller Liebe zu schönen Melodien. Voller Detailverliebtheit wurde behutsam Ton an Ton und Klang an Klang gesetzt. Die Gitarre und die Synthies klingen warm, als hätte jemand das Instrument mitgedacht, seinen Charakter erkannt und herausgearbeitet. ‘Split’ hat nicht nur gute Songs, ‘Split’ klingt auch in jedem Winkel wunderbar. Eine Tatsache, die auch auf Simon Frontzeks (Sir Simon, Tomte, Thees Uhlmann…) Kappe geht. Hat Simon doch schon bei seinem eigenen Projekt Sir Simon (Battle) diesen wunderbaren warmen Klang erzeugt. Ein Klangbastler, der weiß, dass Instrumente und Songs Platz zum Atmen brauchen. Und so klingt ‘Split’ wie eine laue Sommernacht, dunkel aber nicht beängstigend.
Mit kleinen Mitteln schaffen es Talking to Turtles große Momente zu schaffen. Ihre Songs handeln von der Schönheit und Melancholie des Alltäglichen, dem Autofahren bei Nacht oder der eigenen Angst die ComfortZone zu verlassen… Songs aus dem Rahmen der Tage gemacht, beschreibt es Finn Ole Heinrich.
Mit ‘Shoelaces‘ steht vielleicht der am traurigsten anmutende Song am Ende der Platte und entlässt dann doch mit dem leicht schalen Gefühl im Magen, dass nicht alles so harmonisch ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Überhaupt zeigt sich die dunkle Seite dieses Albums erst bei genauerem Hinhören. Hinter der heimeligen Popsongfassade, den warmen Klängen und dem beruhigendem Gesang von Florian Sievers tut sich so manch dunklere Beobachtungen auf, so wie in ‘Boys‘ die Geschichte eines alten Mannes und seiner Suche nach diesem einen Gefühl, das er, wie er spät merkt, nur einmal in seiner Jugendfreundschaft hatte. Damals als es auf dem Dorf so etwas wie Homosexualität in den Köpfen der Menschen einfach nicht gab. Und so sucht er immer noch nach diesem einen Gefühl. Oder wenn wie in Shoelaces dieses beklemmende, den Hals zu schnürende Gefühl der Einsamkeit und des Verlorenseins versucht wurde in Worte und Ton zu fassen. Und dennoch, trotz dieser nachdenklichen Momente hat ‘Split’ etwas sehr Beruhigendes an sich. Und so lässt man sich gerne fallen in die Arme dieser Band – umgeben von ihrer Musik.
Talking to Turles – Split
VÖ: 15. August 2014, Devilduck (Indigo)
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