Stay ‚till I know, ‚till you show, who is the leader
please let me cope, give me hope, I shall receive
why would I sway, should I play, the roman heathen
fall on my sword, so you know, that I believe
(The Healer – Woods of Birnam)
In Shakespeares ‘Macbeth‘ prophezeien die Hexen der Titelfigur, sie habe nichts zu befürchten, solange nicht der Wald von Birnam nach Dunsinane komme. Doch genau dies passiert. Macbeth hält in den Woods of Birnam seinen Schlussmonolog und stirbt. Düstere, schicksalsverheißende Wälder also, die die Dresdner Band von Schauspieler Christian Friedel und Mitgliedern von Polarkreis18 als Namensgeber gewählt haben. Überhaupt spielt Shakespeare in der noch jungen Bandgeschichte eine nicht unbedeutende Rolle. So sind die Woods of Birnam auch Teil des aktuell in Dresden aufgeführten Hamlets. Ein großes und gewaltiges Stück mit Friedel als rasenden und vor allem musikalischen Hamlet. Mit einem Konzert zu ehren des verstorbenen Vater beginnt das Stück. I Call Thee Hamlet, ist die Anrede Hamlets an den Geiste des verstorbenen Vaters im Gewand eines funkelnden Popsongs. I Call Thee Hamlet ist aber auch das erste Stück des Debutalbums von Woods of Birnam.
Die Richtung ist also klar. Und vielleicht lässt sich so auch der ungemeine Pathos, der Drang zur ausufernden Dramatik so besser einordnen. Das Theatralische steckt in beinahe allen Songs, hier wird erst gar nicht nach einer bodenständigen Authentizität gesucht. Immer dann wenn Woods of Birnam Geschichten entwerfen und in ein Popgewand packen wie bei The Healer, werden erstaunlich packende Songs daraus. Doch bei allen Theaterbezügen sind Woods of Birnam vor allem auch eine Band und wollen auch als diese wahrgenommen werden. Aber war großer Pop nicht ohnehin schon immer Spektakel? Funkelnd und strahlend, wie die Songs von Woods of Birnam. So weit liegen sie also nicht auseinander die beiden Bühnen.
Stilistisch mag sich das Album vielleicht noch nicht ganz festlegen, was aber bleibt ist der Pathos und die Freude am Prunk, der sich durch alle Songs zieht. Etwas das ja auch Polarkreis 18 schon immer ganz gut konnten. Vorsichtig herausgearbeitet wurde das ganze noch von Tobis Siebert, der ja mit dem letzten Klez.e Album eine ähnlich opulente Richtung einschlug, ohne Gefahr zu laufen in den Kitsch abzukippen. Bei Woods of Birnam klappt es meistens auch erstaunlich gut, der Opulenz genügend Sinn zu verleihen. Lediglich in der zweiten Hälfte, wenn Shakespeare nicht mehr ganz so oft vorbeischaut, hat man das Gefühl, dass das Album einwenig zerfällt. Gerade Dance wirkt in seiner Diskostampfermanier wie ein Fremdkörper, in einem Album, dass doch sonst so auf Atmosphäre aus ist. Immer, dann wenn keine Geschichte erzählt wird, die eine Dramaturgie vorgibt, so hat man das Gefühl, laufen die Songs Gefahr ins Beliebige zu kippen.
Vielleicht kann also zumindest das Debut von Woods of Birnam dann doch nicht gänzlich ohne das Theater. Wohin sich die Band allerdings danach entwickelt ist eine spannende Frage. Vielleicht geht die Reise als Band jetzt auch erst los.
Woods of Birnam – Woods of Birnam
VÖ: 7. November 2014, Royal Tree Records
http://www.woodsofbirnam.com/
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