I can’t help myself
Boy, I can’t help myself
I take what I want, don’t make me up your souvenir
(Brodinski – Can’t Help Myself)
Brodinski steht in einer Reihe mit Erol Alkan, Yuksek, DJ Mehdi, Tiga. Der französische Produzent und DJ hält sich nicht an Genregrenzen auf, so belebt er Techno mit Hip Hop Elementen und Rap Lyrics, die sich durch sein Debütalbum ‘Brava‘ auf gekonnte Weise ziehen. Ohja, der ganz und gar nicht untätige Brodinski, der mit seinem Manager Manu Barron sein eigenes Label Bromance führt, Remixe am Fließband produziert und immer wieder Kollaborationen unter anderem mit Theophilus London oder gar Kanye West eingeht, released dieser Tage sein Debüt. Stetige Begleiter sind dabei Chill Will, Bricc Baby Shitro, Bloody Jay oder auch Louisahhh!!!
Der Eingangstrack ‘Can’t Help Myself‘ mit SD fängt dabei so düster und unheilvoll an, dass wir uns selbst sofort in einer wütenden Stimmung wiederfinden. Die von heftigen dunklen Sounds eingenommene Atmosphäre wird immer wieder von metallischen Einlagen unterbrochen, die fast schon Trance, Dark Wave ähnliche Gestalt einnehmen. Innerhalb von dreieinhalb Minuten haben wir einen ganzen Thriller erlebt. Und das Album fängt jetzt erst an.
14 Songtitel lang meisters Brodinski die Balance zwischen seinen technoiden, geistreichen Sounds und dem Genre Rap, dem sich auch der Nicht-Rap-Fan auf angenehme Weise nähern kann. Dabei geht es mal mehr, mal weniger nach vorne – ‘Brava’ bleibt konstant in Bewegung, als Zuhörer fühlt man sich aber in einer Abwärtsspirale. Aufbauen können uns dann nur die Texte, in denen es kurzgefasst sein eigenes Ding zu machen gilt und man sich von Nichts und Niemandem aufhalten lässt. Brodinski macht es uns vor: Er nimmt sich alles, darf alles. In ‘Warm Up‘ macht er Breaks im 4/4 Takt, lässt zum Tieffrequenten dann ein wohltuendes – nennen wir es mal – Glöckchen spielen. In seinen Tracks verschmilzen die Genres, sodass wie gar nicht merken, wie wir vom Kopfnicken zur Beinbewegung kommen.
Großes Markenzeichen: Ein wummernder Bass, der auf allen Mittelklasse-Endgeräten nicht überzeugen wird. Für Brodinski muss es eine Nummer größer und gewaltiger sein. Ein Glück trifft man ihn auf gut ausgestatteten Festivals und in bassfreundlichen Clubs. Dass das Debüt durchgängig mit Vocals unterlegt ist oder vielmehr die ganze Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, hätte man sich bei früheren Tracks wie ‘Arnold Classics‘ und ‘Dance Like Machines‘ nicht gedacht. So ist das dann wohl, wenn man sich praktisch ohne Vorgaben an ein Album wagen kann.
Zusammengefasst darf ich sagen: Wenn ‘Brava’ eine Party wäre, dann würde ich nicht gehen wollen. Ich könnte gar nicht.
Brodinski – Brava
VÖ: 6. März 2015, Parlophone Label Group (Plg) (Warner)
www.brodinski.net
Photo by Thomas Babeau