I am too young to tell you anything
But don´t you run away
All the dreams you left behind you
Shoes that want to stay
I know you´re trying hard to find out
What life is about
Don´t you have to change your point of view to find it out
Oh, I am lost with you for a moment
Well, I am lost with you for right now
And I will find out
I will find out that I know you
Then there´s so much more to say
(Brothers of Santa Claus – Brother)
Sie kommen ohne rotes Kostüm und weißen Rauschebart daher und dennoch haben die fünf Freiburger Jungs von Brothers of Santa Claus mit ihrem im September erschienenen Debütalbum ‘Navigation‘ ein ansehnliches – oder eher (mehr als) „anhörbares“ Geschenk an die Indiewelt im Gepäck. Schicht für Schicht offenbaren die zehn Tracks, welche das Album umfasst, gleichzeitig den Facettenreichtum der jungen Band als auch den des deutschen Indie.
Mit einer kleinen Couch in der Freiburger Innenstadt, Gitarre unter dem Arm oder das Hinterteil auf einem Cajon geparkt und getrieben von der Leidenschaft zur Musik – so begann die Musikerkarriere der experimentierfreudigen Band. Einfacher, handgemachter Indie – unplugged und schön! Im Mittelpunkt standen schon damals die einzigartige Stimme von Sänger Maximilian Bischofberger und dessen selbstgeschriebene Texte. Für ihr erstes Album hat sich die Band viel Zeit gelassen und sich in Maßen sogar an elektronische Mashups gewagt. Dabei sind Brothers of Santa Claus jedoch ihren akkustischen Wurzeln treu geblieben.
„I am lost with you for a moment, I am lost with you for right now…”
Man verliert sich leicht und gerne in den sanften Gitarrenriffs des Singer-Songwriterstückes ‘Brother‘, welche die markante und zugleich weiche Stimme Bischofbergers wie Flügel umschließen. Auch ‘Österland‘ tröstet mit minimalistischer Drum-Einlage und fließenden Gitarren-Akkorden gekonnt über jeden Liebeskummer hinweg, indem es die geschundene Seele imaginär in Luftpolsterfolie wickelt. Dass sie auch poppig können, beweisen die Jungs in ‘New Tagivan‘, welcher leicht an Fuck Art Let´s Dance erinnert. Also raus aus der Winterstarre, rein in die Turnschuhe und die Straße hinunter getanzt – während die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut kribbeln.
„Indie und Country passt doch nicht zusammen!“ – Denkste! Selbst an das Experiment wagen sich die fünf Weihnachtsmänner und ziehen für ‘Not The One Who Knew It‘ die Stahlseiten auf der Westerngitarre wieder fest. Schließlich ist Indie ja auch eine Sache der Einstellung und wenn Bischofsberger nach etlichen Gläsern Whisky mit rauchiger Stimme: „Darlin`, Darlin´“, vor sich hin säuselt, interessiert es eh niemanden mehr wie gut die beiden Musikstile in der Theorie miteinander harmonieren. Ein Highlight des Albums ist der Song ‘Dry‘, welcher mit musikalischer Einfachheit besticht und vollkommen von Text, Cajon und Gitarrenakkorden getragen, einen Zeitsprung zurück auf das kleine Sofa in der Freiburger Innenstadt hervorruft. Problemlos ließe dieses sich jedoch auch gegen eine gemütliche Hängematte eintauschen. Einfach mal die Seele baumeln lassen, scheint die unterschwellige Botschaft des Songs zu sein.
Nur nicht zu sehr! Denn mit den Worten: „Don´t waste your mind!“, und Einflüssen aus Rock und Pop fordert ‘Too Late‘ selbstständiges Denken, welches sich nur allzu gerne in eigenwilligen Bewegungen im Takt der Musik entladen darf. Das 40 Sekunden lange ‘Interlude‘ haben die Jungs getreu dem Stil „back-to-the-roots“ in einem Treppenhaus aufgenommen und noch nicht einmal bearbeitet. Welcher Song endet schon auf „Komm, das machen wir nochmal!“? Irgendwie sympathisch!
„I´d be the best person in the world for you…“
‘Snowstorm‘ lebt bandtypisch besonders vom Text und der melodischen Stimme Maximilians, welche von Leid erfüllt sich den Weg mitten ins Herz bannt und es schließlich in einem phänomenalen Ende fast zum Zerreißen bringt. Letztendlich verausgaben sich Brothers of Santa Claus nocheinmal für ‘Mac and the Midnight Trash‘ in einem wilden Mix aus Funk, Jazz, Rock und verlieren sich schließlich in einem Zeitraffer des Albums.
Mit ‘Navigation’ ist der jungen Band eine Art musikalische Wundertüte gelungen. Und auch wenn es manchmal ein Leichtes wäre, sich entgegen des Albumtitels in der Kombination der Songs zu verlieren, so führt die markante Stimme Bischofbergers wie ein roter Faden durch das Album und macht das Ganze in sich stimmig und rund! Langweilig wird es einem unter Garantie jedenfalls nie!
Brothers of Santa Claus – Navigation
VÖ: 26. September 2014, Jazzhaus Records
www.brothersofsantaclaus.de
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