‘I go to loud places, to search for someone to be quiet with’
Jamie XX – Loud Places feat. Romy
Er sieht unscheinbar aus, eher blass, trägt gerne schwarz und hat auch noch einen sehr universellen Namen: Jamie Smith. Trotzdem ziert er sämtliche Cover aktueller Musikmagazine und die Musikwelt liegt ihm zu Füßen. Und warum? Weil er es kann!
Jamie Smith ist Jamie XX, ist DJ und Produzent, ist Plattennerd und Mastermind und bleibt trotz alledem bescheiden. Schöne Momente für ihn, erzählt er der Groove im Interview seien momentan einfach zu Hause zu sein in seiner Londoner Wohnung, morgens nach dem Aufstehen Tee zu kochen, eine alte Soulplatte aufzulegen, um dann in der Morgensonne zu seinem Studio zu spazieren.#whatalife
In den letzten Jahren hatte Jamie XX keine Zeit für solche Rituale, er war rund um den Globus unterwegs, als DJ, auf Tour mit The XX oder als gefragter Remixer und Produzent für Adele, Florence & The Machine, Rihanna oder Drake. Jamie XX mischt ganz oben mit, seine raffinierten Beat-Konstruktionen und sein Gespür für intelligente Popmusik sind gefragt.
Und jetzt hat Jamie, so scheint es seine musikalische Sozialisation und die Erfahrungen der letzten Jahre kanalisiert und endlich sein Solo-Debüt veröffentlicht. ‘In Colour‘ heißt es und sein farbenfrohes Artwork steht symbolisch für das Soundspektrum des gesamten Albums.
Auf elf Tracks zerlegt Jamie XX die Geschichte der (UK)-Dancekultur gekonnt in ihre Einzelteile und verbindet diese Klangzitate mit seinen Ideen zu zeitgemäßen elektronischen Pop-Entwürfen. Jeder Track auf ‘In Colour’ klingt anders, ‘Obvs’ könnte der Soundtrack der nächsten Karibik-Reise sein inklusive Steel-Drum-Workshop, ‘Just Saying’ als verklärtes Ambient-Stück durchgehen und ‘I Know There´s Gonna Be (Good Times)’ ist ein äußerst chilliges Dancehall-Brett, das fast schon aus dem Album-Rahmen fällt , sich aber trotzdem völlig nahtlos einfügt.
Denn einen roten Faden gibt es: nämlich die schon für The XX typische Empfindsamkeit. Jamie XX´s Beats sind niemals ‘Hau-drauf’, die Bässe sind geschmeidig, subtil und doch so druckvoll, dass die Songs laut aufgedreht ohne Probleme auf dem Dancefloor funktionieren würden. Dazu gibt es schwebend-schöne Synthie-Melodien und Flächen, immer unaufdringlich und abwechslungsreich. Selbst die UK-Rave Ode ‘Gosh’, deren scheppernder High-Energy Beat das Album eröffnet kommt gegen Ende nicht ohne Sphären aus. Und, weil der Geist von The XX überall irgendwie mitschwingt, ist es natürlich nur logisch und konsequent, dass Jamies beste Freunde und Bandkollegen Romy und Oliver bei drei Tracks (‘Seesaw, Loud Places, Stranger In A Room’) dabei sind und ihre poetischen Botschaften wie ‘‘I go to loud places, to search for someone to be quiet with’ ins Mikro hauchen.
Mit ‘In Color’ ist Jamie XX ein wunderbares erstes Soloalbum gelungen, eines, das beim ersten Hören schlicht wirkt, dessen Raffinesse und organische Soundwelt sich allerdings nach und nach offenbart. Und dann will man diese Musik nie wieder missen. Bravo.
Jamie XX – In Colour
VÖ.: 01.Juni 2015,Young Turks
jamiexx.com
Jamie xx – Gosh (Official Music Video) von B4BollywoodMovies