If I had a son I’d teach him to hide all of the evil from out of his mind
Invisible, clearly
The being of pride
I call that evil, you call it nice
(We Are The City – I Am, Are You)
Nachdem die drei Jungs von We Are The City nach ihrem ersten Album und dem folgenden Songwriting nur noch zu zweit da standen, wurde aus dem Plan direkt ein zweites Album zu produzieren, “nur“ eine EP. ‘High School‘ wurde als kleines Meisterwerk gefeiert und als Gitarrist David Menzel dann wieder dazu kam, wurden die zum Teil schon geschriebenen Songs für ihre neue Platte ‘Violent‘ noch ein Jahr lang fertig gestellt.
Dass lange daran gearbeitet wurde und viel Leidenschaft und Kopf in diesem neusten Werk des kanadischen Trios steckt, ist nicht zu überhören. An Dynamik ist es kaum zu übertreffen. So wird der Hörer von verzerrten Gitarren und aggressiven Beats über spielerische Synthie-Arrangements bis hin zu fragilen Piano-Klängen durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt. Jeder der zehn Songs wirkt wie ein eigenes kleines Kunstwerk, dass mit Abwechslung und Präzision ein Hörerlebnis beschehrt, dass man so schnell nicht vergisst. On top: Das Albums wurde von den drei Künstlern zu einem Film konzipiert und von einer norwegischen Produktionsfirma produziert und veröffentlicht.
Mit ‘Bottom of the Lake‘ startet das Album, wie es sich für eine progressive Band gehört mit einem ungewöhnlichen Marimbaphon-Motiv und impulsiven Drums, die sich am Ende auf einen langen Synthie-Ton einigen und in den nächsten Song leiten, ‘Legs give out‘, der gemächlicher daher kommt, mit einer Ohrwurmmelodie im Steel-Drum Sound und der Aussage, auch mit schweren Beinen nicht aufzugeben. In ‘King David‘ spielt Sänger Kayne Mc Kenzie mit einem jugendlichen Gewissen zwischen Erziehung, Religion und einem sich entwickelnden Geist. Die Dynamik in diesem Song ist unverbesserlich und bewegt sich zwischen einer lärmenden Rock Besetzung und der zerbrechlichen Stimme des Sängers. Ein Highlight. Das Video zu dem Songs gibt dann noch den Rest.
‘Passing the Peace‘ macht den kurzen Übergang zu ‘Friends Hurt‘, das von einem simplen Beat und der Stimmdopplung der hohen Stimme von Mc Kenzie und einer immer wieder einsetzenden markanten Synthie-Melodie lebt. Wieder mehr in die Saiten geschlagen wird bei ‘I am, You are‘. Es geht um Stolz und Bescheidenheit und die Erfahrungen, die man damit im fortschreitenden Leben macht. Bei der siebten Nummer des Albums begnügen sich die drei sonst so experimentellen Musiker mit Gesang, Piano und Drums und fertigen hier einen Song, der etwas aus dem Gesamtkonzept rausfällt, deshalb aber nicht weniger gut ist. Im Gegenteil, auch mal gut tut zwischen den ganzen Unregelmäßigkeiten. Wieder mit Synthesizern und stolperndem Beat ist ‘Everything Changes‘ ein Bekenntnis der Angst vor Veränderung. ‘Baptism‘, wie der Titel schon sagt, stellt sich wie ‘King David’ ebenfalls fragen über Glauben und Leben und bietet mit seiner eingängigen Melodie im Refrain auch Ohrwurmpotential, bis es in eine gewaltige Klangmasse ausbricht, die etwas an Sigur Ros erinnert. Den Abschluss des guten Stücks macht ‘Punch my Face‘ mit ruhigen Piano Klängen, die in ein Outro leiten, das sich über den halben Song durchzieht, trotzdem nicht zu lang ist und den Hörer in einer nachdenklichen, ruhigen aber zufriedenen Stimmung hinterlässt.
Man merkt, dass die Jungs einiges beschäftigt hat zwischen ihrer High-School und diesem ausgereiften Album, dass vor Abwechslung nur so trieft und sich für jede Gemütslage, Tags und Nachts, gestern und morgen, eignet.
We Are The City – Violent
VÖ: 20. März 2015, Sinnbus
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