WOLF ALICE – My Love Is Cool

What keeps me here?
It’s not the boy giving the funny feels
Don’t know what keeps me here
It’s not the P to pay for the wheel
What the hell keeps me here?
In this dark old town that I adore
The rules don’t seem so clear
And change, it feels like fear, it’s all you know

(Wolf Alice – Giant Peach)

Es ist ja immer so eine Sache mit Erwartungen. Entweder wird aus der Vorfreude Enttäuschung oder aus der heruntergeschraubten Erwartung wird etwas, das okay ist. Es gibt aber auch den seltenen Fall, dass die Erwartung haushoch ist, dann bekommt man etwas, das ganz anders als angenommen ist und trotzdem ist es unsagbar gut. So geschehen mit Wolf Alice. Die haben mit ihren Singles und EPs die Musikwelt auf Trab gehalten, wurden schon als das nächste große Ding gehandelt und dann bringen sie ein Debütalbum heraus, das auf all das scheißt – nichtsdestotrotz oder auch genau deswegen ist ‘My Love Is Cool’ eine Lieblingsplatte.

Turn To Dust’ steht am Anfang des Albums und bohrt sich verheißungsvoll voran. Die düstere Harmonie bricht sich in dem klaren Gesang von Ellie Rowsell, der von hier an wegweisend ist. Völlig überraschend hält beim darauffolgenden ‘Bros’ eine sehr deutliche Popattitüde Einzug in den Kosmos der jungen Band aus London. Das erinnert manchmal sogar ein bisschen an The Naked and Famous. Die Strukturen der Songs sind klar, aber in der Umsetzung dennoch ausufernd, was vor allem an dem facettenreichen Gesang der Frontfrau liegt, die den Sound von Wolf Alice selbst als rocky pop beschreibt.

‘My Love Is Cool’ ist eine abwechslungsreiche Platte, die schon beim ersten Hören ihr wahren Perlen offenbart. ‘You’re A Germ’ ist einer davon, der eben genau das macht, was ihnen auch schon andere Musikjournalisten zugeschrieben haben, den perfekten Konsens zwischen Folk und Grunge finden. Auf einmal ist da so ein Fuck Off in der Stimme, die Gitarren brechen aus und und dann wird in der Strophe doch alles wieder langsam heruntergefahren – so schön wie einst bei den Pixies. Etwas ähnliches kann man auch über ‘Giant Peach’ sagen, der so so wunderbar kompromisslos vor sich hinpoltert, dass der Vergleich mit Hole wirklich gar nicht mehr so fern ist.

Mittendrin findet sich dann auf einmal so ein Song wie ‘Freazy’, der schon fast cheesy im Gegensatz zu den anderen klingt. Aber auch da lassen sie das mit einer Coolness im Raum stehen, als ob es selbstverständlich wäre, Grunge so ungezwungen mit Pop zu überziehen. Was dann allerdings etwas fehl am Platz wirkt, ist ‘Swallowtail’, bei dem Ellie einen ihrer Bandkollegen ans Mikro lässt. Erst da wird deutlich wie wichtig der Kontrast aus Musik und Stimme ist, der für die vielen besonderen Momente der Platte sorgt. Besser funktioniert das, wenn beide wie bei ‘Fluffy’ gemeinsam singen und der Musik noch einmal eine andere Note verleihen. Wer Wolf Alice noch nicht so recht auf dem Schirm hatte, der sollte einen Versuch wagen, denn von dieser Band darf man noch einiges erwarten.

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Wolf Alice – My Love Is Cool
VÖ: 19. Juni 2015, Caroline
www.wolfalice.co.uk
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