A lifeline to highs and lows
To seeing the bright side
And I should know
We wait for the afterglow
To cover the blind side
And I should know
(Chvrches – Afterglow)
Endlich gibt es mit ‘Every Open Eye‘ ein zweites Studioalbum von Chvrches. Man begann sie grade zu vermissen und da sind sie wieder mit einem Werk, das im ersten Eindruck sehr wie das Erste klingt, was ja gar nicht schlecht wäre, sich bei genauerem Hinhören allerdings von ‘The Bones Of What You Believe‘ abhebt. Die von den drei Schotten selbstproduzierte Platte erschien am 25. September und wurde in Glasgow in einem Kellerstudio aufgenommen.
Mit ‘Never Ending Circles‘ startet das Album mit fulminantem Sound und viel Power. Typisch für Chvrches sind hier die eingängigen Melodien im Refrain und das obligatorische „Oh“, das man noch von Songs wie ‘Mother We Share‘ kennt. Der zweite Song ‘Leave A Trace‘ klingt direkt etwas düsterer und wie Lauren Mayberry selber sagt verarbeitet Sie in vielen Songs eigene Erlebnisse: „But I believe nothing that I’m told and I know I need to feel relief“. ‘Keep You On My Side‘ wirkt auch eher ernst und ist weniger melodiös als die meisten anderen Songs auf dem Album. Grade im Refrain gibt es wenig Bewegung in der Stimme, dafür steckt viel Kraft in dem Stück. Fast ein bisschen brutal, was Mayberry’s Stimme trotz ihrer Höhe und einer gewissen Kindlichkeit trotzdem kann.
‘Make Them Gold‘ mit den Zeilen: „We are made of our longest days, we are falling but not alone, we will take the best parts of ourselves, and make them gold“, ist der perfekte Song um in der untergehenden Festivalsonne mit seinen besten Freunden lauthals mitzusingen. Diese hymnen-artigen Melodien können sie offenbar immer noch. Bei ‘Clearest Blue‘, einer der Singles, hat man des Gefühl, dass die Strophen, begleitet von einem schnellen, sich immer weiter steigerndem Beat-Teppich, nur auf die Explosion in der Mitte des Songs hinarbeiten. Diese Synthie-Beat-Explosion zieht sich dann bis zuletzt durch, mit dezenter Unterstützung der Sängerin. Ein Brett auf jeden Fall, dass auf die anstehenden Konzerte freuen lässt. Bei ‘High Enough To Carry You Over‘ übernimmt Martin Doherty die Vocals. Das macht er gut mit seinem leichten rauchigen Kratzen in der Stimme, der Song an sich ist jedoch eher unspektakulär. Muss vielleicht aber auch mal sein bei der restlichen Power, wie man sie auch wieder bei ‘Empty Threat‘ auf dem Album vorfindet. Dann kommt mit ‘Down Side Of Me‘ einer der langsameren, düsteren Songs mit viel Effekt und Hall in den Stimmen und einem im Grunde immer gleichbleibenden, etwas holprigen Beat. ‘Bury It‘ ist ein Song über das Neu machen, Begraben und wieder aufstehen. Hier spielen sie wie auch schon bei ‘Clearest Blue’ wieder mit einem explosiven Beat, der im Ohr und vor allem im Körper bleibt. Der letzte Track der Platte heißt ‘Afterglow‘ und kommt tatsächlich ganz ohne Beat aus. Das gab es bei Chvrches auch noch nicht. Wie die Band berichtet waren sie sich so unsicher, ob sie die Nummer auf dem Album haben wollen und haben sich dann für diese balladenmäßige Variante entschieden. Von der Melodie erinnert es fast an ein Musical Stück. Sehr schön auf jeden Fall, wenn auch ganz ungewohnt. Feiner Abschluss.
Insgesamt sind Chvrches ganz klar Chvrches geblieben und so ist das Album wirklich, wie man es erwartet hatte. Viel Energie und viel Kraft, fette Sounds und die selbe gewohnt süße Stimme, die etwas hat, dass einem beim Hören niemals langweilig wird. Es fällt auf, dass die Songs auf ‘Every Open Eye’ allerdings weniger überladen sind als zuvor, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Irgendwie fehlt aber doch der ein oder andere Kracher wie ‘Recover‘ oder ‘Gun‘. Es ist einfach nicht mehr ganz so wild und frech! Dafür aber etwas aggressiver und ganz vorsichtig gesagt ein wenig erwachsener.
Chvrches – Every Open Eye
VÖ: 25. September 2015, Universal
www.chvrch.es
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