EDITORS – IN DREAM

Editors - IN DREAM CD-Kritik

Life is a fear of falling
Life is a fear of falling through
All the cracks

(Editors – Life is a Fear)

Die Editors melden sich nach etwas mehr als zwei Jahren mit ihrem nun bereits fünften Studioalbum ‘IN DREAM’ zurück. Hätte man einer der im Vorfeld veröffentlichten akustischen Blendgranaten (lies: Vorabsingles) Glauben schenken wollen, so hätte ‘No Harm‘ einen Anschluss an den Sound von ‘In this light and on this Evening‘ bedeuten können. Jedoch beweisen Editors auf ihrem zweiten Album nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied Chris Urbanowicz, dass sie in neuer Besetzung zu fünft, sowohl live, als auch auf ‘IN DREAM’, zu neuem Leben und teils auch neuem Sound gefunden haben.

Während das Album sehr verheißungsvoll düster und elektronisch mit ‘No Harm’ beginnt, erfolgt sogleich beim darauffolgenden Track der radikale Bruch: ‘Ocean of Night‘ plätschert regelrecht poppig-entspannt, unaufgeregt, fast schon leichtfüßig durch die Gegend. Ebenfalls ungewohnt für Editors: neben Tom Smiths markantem Bariton findet sich eine weibliche Stimme, namentlich die von Slowdives Rachel Goswell, die noch wesentlich prominenter im schaurig-schönen Track ‘The Law‘ mitwirken wird, der die zweite Hälfte des Albums einleitet. Während man aufgrund des Albumtitels eine einengende übergreifende Thematik vermuten könnte, zeigen sich Editors auf ‘IN DREAM’ dennoch in vielerlei Gestalt: subtil politisch angehaucht mit ‘Forgiveness‘ (“The line in the sand ain’t drawn for everyone /The flag in your hand don’t make you American“), ungewohnt und fantastisch Disco – zunächst mit düsterem und existentialistischem Touch bei ‘Life is a Fear‘, und in Gestalt von ‘Our Love‘ mit ungezügeltem Falsetto und Sprechchören bedingungslos den Eighties huldigend.

Das mag für jahrelange Editors-Fans zunächst eher nach Albtraum klingen, ist aber glücklicherweise so gut gemacht und homogen in die Dramaturgie des Albums eingearbeitet, dass man nur von Mut zum Stilbruch sprechen kann/sollte. ‘All the Kings‘ ist mit seinem reduzierten Sound ein weiterer Beweis für die Vielzahl von Facetten, die ‘IN DREAM’ ausmachen, und zugleich mit seinem instrumentalen Outro die Verbindung, die Editors zu ‘At All Cost‘ aufbauen, dem Song auf ‘IN DREAM’, der in seiner schmerzlich melancholischen Ruhe vielleicht noch am ehesten den Sound der frühen Editors-Platten aufgreift. Dass der Breitwand-Sound von ‘The Weight of your Love‘ nicht spurlos an der Band vorrüber gegangen ist, zeigt sich deutlich im fast acht minütigen ‘Marching Orders‘, das ‘IN DREAM’ beschließt und nur so vor Pathos und Bombast trieft und dennoch, wenn man nach mehrfachem Hören die Schicht aus Kitsch zu durchbrechen vermag, abschließend fast schon als positive Kampfansage erscheint: “These are the marching orders /These are the rules that we break /These are the doubts we cling to/ tryin’ to give more than we take.

Alles in allem ist Editors mit ‘IN DREAM’ ein höchstgradig stimmiges, vielfältiges und auch teils überraschendes fünftes Album gelungen, das abschließend beweist, dass die Zwangsumbesetzung, die der Band widerfahren ist, vielleicht rückblickend gar nicht unbedingt das Schlechteste war, was Editors passieren konnte.

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Editors – IN DREAM
VÖ: 02. Oktober 2015, PIAS
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