Bring it back bring it back come on bring ding–aling set the internet on fire
We want total amnesia and a mighty old blast from a new guitar messiah
(The Chap – Guitar Messiah)
The Chap ist wieder los. Die fünf Musiker aus verschiedenen Ecken Europas haben ihr neues Album ‘The Show Must Go‘ rausgebracht und es ist gewohnt unordentlich und aufreibend. Es ist ein Rockalbum durch und durch, dass endlich mal wieder reinhaut, politisch ist und sich, natürlich überspitzt, über Europa und unsere Zeit äußert. Ganze 17 Songs füllt die mittlerweile achte Platte. Die Kreativität geht der Band um Johannes von Weizsäcker scheinbar nicht aus.
Das Album beginnt mit dem Song ‘What Are People For‘, ein immer wiederkehrendes herrlich dissonantes Gitarren-Motiv und eine Textzeile: „There’s a murder on the dancefloor. What are people for?“ Ein aussagekräftiger Start für ein politisch und gesellschaftlich kritischem Werk. Bei ‘He’d Rather Die, He’s Getting Ready‘ wird gegen Ende über die Worte „I don’t know what I was hoping for (he’d rather die, he’s getting ready). But this is not what I was hoping for (hello death hello death)“ die Europa Hymne gepfiffen. Wenn das mal kein Zufall ist..Sonst ist der Song unaufgeregt mit monotonem Gesang.
‘Student Experience‘ erinnert ein wenig an die Musik von Bands wie Rage Against The Machine. Prinzipiell düster mit verzerrtem Bass und einer auffälligen Gitarren Linie, während weniger gesungen als bedrohlich gesprochen wird. Der Text spricht auch hier für sich und stellt in Frage was Studenten denn heute tatsächlich für Erfahrungen machen: „You know I‘ve invested, you know what to do, make me ready to be market-ready“. ‘Guitar Messiah‘ beschäftigt sich mit dem Fehlen eines solchen und ruft auf ihm zu folgen, falls es ihn dann doch mal wieder gibt. Wie ernst es gemeint ist, weiß man nicht, wenn man bedenkt, dass die Band selbst behauptet, dass Rockmusik niemals die Welt verändert hat. Doch es ist ein feiner Song draus geworden. Ein Ohrwurm-Refrain und gut zum Mittanzen.
‘Charitable Action‘ ist wie die meistens Songs auf dem Album sehr schnell, aber es macht im Gegenteil zu manchem Songs, Spaß ihn zu hören, vor allem wegen den vielen wild eingespielt aber harmonischen Gitarren Sounds. „Charity in action, then back to your enclosure“. Ziemlich klare Aussagen, unaufgeregt und trotzdem deutlich rausgehauen. Ebenso Energiegeladen ist ‘Jammer‘. Straighter Rock, erinnert manchmal ein bisschen an Bloc Party durch das schnelle Schlagzeug und die klaren Gitarrenlinien. Es wird gejault und gelallt.
Song Nummer 13 heißt ‘Society‘ und ist eine wilde Collage von vielen verschiedenen aneinander gehängten Lärmaufnahmen, die sich insgesamt nur durch den Rhythmus erschließen. Passend endet das Stück mit den Worten „People are weird like that“. Der letzt richtige Song ist ‘Youth‘. Das Gitarren Motiv erinnert sehr an das des ersten Stückes, ansonsten verortet es sich im Punk. Im Text wird die Jugend von der Erwachsenen Welt zu einer Revolte aufgefordert, wenn auch mit dem bitteren Zusatz „There’s a market for it“.
Die letzte Nummer ist ‘Franklos Mr. Schanklos‘ und beinhaltet zwei Sekunden Lärm und vier Sekunden Stille. Den Bezug zum The Smiths Klassiker muss jeder für sich selber interpretieren und so ist das im Endeffekt auch mit der gesamten Platte.
Man kann ihr einiges entnehmen, deutliche Kritik, viel Humor und neue und alte interessante Horizonte in der Rockmusik. Musikalisch geht es dauerhaft mit viel Power vorwärts. The Chap sind schnell, laut und teils aggressiv. Sie arbeiten immer wieder mit gesampelten, lärmenden Sounds und ansonsten in verschiedenen Rock Genres. Der Gesang ist eher monoton und es wird viel gesprochen. Klar ist, dass The Chap unbequem bleiben, vieles nicht zu ernst nehmen und dass ‘The Show Must Go On’ kein Album ist, das man sich mal eben anhört um abzuschalten. Im Gegenteil. Man muss zuhören und offen sein für 17 Nummern Wahnsinn. Dann kann das viel, macht Spaß und hinterlässt den ein oder anderen Gedanken zu der Welt, in der wir leben noch einige Zeit im Kopf.
The Chap – The Show Must Go
VÖ: 27. November 2015, Lo Recordings
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