Lay me down in rivers cleansing
Where the tall grass grows and grows
And let me wait until my saviour comes home
For only he can heal me
Help me overcome it
(Bloc Party – Only He Can Heal Me)
Bloc Party schlugen mit ihrem Debutalbum ‘Silent Alarm‘ 2005 in die Leben tanzwütiger Indiekids von London bis Leipzig ein wie eine Bombe. Sie waren so exaltiert, wie das britische Bands dieser Zeit gerne waren, aber dabei ehrlich und wütend. Sie waren zappelig und clever. Kele Okerekes Stimme, die man aus Millionen wiedererkennen würde, gab noch mehr Charisma. Mit dem Folgealbum ‘A Weekend in the City‘ kamen Songs wie ‘Hunting for Witches‘ und ‘The Prayer‘, alles Hits mit dieser ganz besonderen Frenetik, die mitriss. Nachdem ‘Intimicy‘ schon von Fans wie Kritikern verdammt worden war, schlurfte ‘Four‘ dem Post-Punk-Sound, der die Band auszeichnete, nur noch etwas träge hinterher. Doch man schaffte es zumindest irgendwie in Erinnerung zu bleiben. Nun veröffentlichen sie ihr neues Album ‘Hymns‘. Von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Okereke übrig. Und vom markanten Sound von damals auch nicht mehr viel.
‘The Love Within‘ war die erste Single des Albums und ließ direkt Schlimmes befürchten. Eine zugleich nervige wie auch langweilige Synthie-Pop-Nummer, um die The Killers und Coldplay sich sicher gezankt hätten. Dann kam ‘The Good News‘ und das hörte man sich schon lieber an, denn es hatte einen leichten Britpop-Groove. Doch die plumpen heilbotschaftlichen Lyrics waren hier dann langsam wirklich ein echter Downer. Man fragte sich schon, wohin es mit dem Album gehen würde.
Und es geht immer weiter gen Himmel, das kann man sagen. ‘Only He Can Heal Me‘ und ‘Virtue‘ heißen die Songs zum Beispiel. Ein Indie-Album mit dem Stempel “christlich” dürfte von vornherein bei vielen ein mulmiges Gefühl auslösen. Doch auch wenn die rebellische Jugendlichkeit nicht mehr zu hören ist, hat ‘Hymns’ seine netten Momente.
‘So Real‘ ist eine entspannte, leicht soulige Nummer und immer, wenn die poppige Gitarre mit etwas versteckter Zerre zu hören ist, geht einem ein wenig das Herz auf. ‘Different Drugs‘ klingt etwas mehr nach den Rhythmus-Pedanten von früher und ist atmosphärischer Indie-Pop. Das ist nichts Bombastisches, aber macht stellenweise Spaß. ‘Fortress‘ möchte sein wie FKA Twigs, ist aber nicht spannend genug. In ‘Into The Earth‘ singt Okereke “Cause Rock’n’Roll has got so old, just give me Neo Soul” und man fragt sich, ob das hier jetzt Neo Soul ist und muss eingestehen, dass eine gehörige Portion Rock’n’Roll fehlt. Trotzdem ein catchy Song. Mit hölzernen Songzeilen, die ohne die Adoleszenz von damals und mit der Religiosität von heute leider nicht mehr als Stilmittel gesehen werden kann.
Die Eigenheiten, die Bloc Party ausmachten, treten in den Hintergrund und schaffen Platz fürs Gebet. Das Gefühl, dass die Botschaft über dem Mittel steht, schwingt bei ‘Hymns’ konstant mit. Und auch wenn man sich einige der Songs mal wieder anhören wird, kann das Album alles in allem nichts reißen.
Bloc Party – Hymns
VÖ: 29. Januar 2016, PIAS
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