WET – Don’t You

Wet - Don't You CD-Kritik

You can’t do me right
So I, decide that
I don’t wanna be your girl no more, no
I just wanna see you up and out
Out of the door
I’m not living right
So I, decide that
I don’t wanna be your girl no more

(Wet – Don’t Wanna Be Your Girl)

Im Rahmen der Indie-R&B-Welle der letzten Jahre auf der so wunderbare Künstler wie Solange, Jessie Ware oder Haim an die Oberfläche schwappten, tauchten auch WET, ein Trio aus Brooklyn, NY, im Soundcloud-Getümmel mit einer ersten selbstbetitelten EP auf. Nun, knapp anderthalb Jahre nach der EP und eine Tour mit CHVRCHES später, folgt das Debütalbum der drei ehemaligen Kunststudenten – kurz und knapp ‘Don’t You‘ benannt, ist es die erste Majorlabelveröffentlichung der Band.

Für die Aufnahmen hatte sich die Band in ein Haus im ländlichen Massachussetts eingeschlossen, und entstanden ist fast schon ein Konzeptalbum über Liebe im Endstadium und den Verlust ebendieser. Alle Songs sind deutlich von einer tiefen Melancholie und von Verlust-Ängsten getränkt – und während das bei Bands wie The xx durchaus spannend und inspirierend sein kann, schleicht sich auf ‘Don’t You’ leider nach einiger Zeit ein gewisses Sättigungsgefühl ein.

Fast alle Songs folgen einem ähnlichen Prinzip – wattig pluckernde Synthiebeats, ein paar Streicher hier und da, und Sängerin Kelly Zutrau’s mädchenhaft-zarter Gesang, zumeist harmonisch verstärkt. Wo das auf einer ganzen Reihe der Songs durchaus gut funktioniert (positiv hervorheben muss man hier vorallem die eingänige Vorabsingle ‘Deadwater‘, die jazzige Unabhängigkeitserklärung ‘Don’t Wanna be Your Girl‘, das sphärisch-verträumte ‘Island‘ und der poppige Ohrwurm ‘Body‘), wird jedoch bereits beim ersten Durchhören klar, dass man sich hier hauptsächlich auf ein bewährtes Konzept verlässt und es wenig Raum für Variation auf ‘Don’t You’ gibt.

Wenn Zutrau auf ‘Weak‘ beispielsweise über spärlicher Instrumentierung (etwas Gitarre, etwas Piano, etwas Synthie) den Zuhörer mit trauriger Stimme beschwört “Please don’t leave me, leave me, leave me”, funktioniert das bis zum ersten Chorus wunderbar, doch schlägt es dann schnell leicht in etwas Repetitives über. Einige der Songs schaffen es leider nie komplett bis zu ihrem Höhepunkt, und plätschern in ihrer Melancholie etwas gelähmt dem Ende entgegen.

Wet haben definitiv eine Menge an Potential – ein Händchen für bezaubernde Melodien, stimmige Harmonien und dezent-coole Intrumentierung, und wo andere Bands diese Stärken nutzen, um ihren ganz eigenen Sound voranzutreiben, scheint es fast als trauten sich Wet noch nicht so richtig, den Sprung ins Ungewisse zu wagen. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen – und ‘Don’t You’ ist sicherlich kein schlechtes Album, nur eben etwas unausgereift.

3von5

Wet – Don’t You
VÖ: 29. Januar 2016, Sony Music
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