WELLNESS – Immer Immer

Wellness

Kleine Wunde, sind wir ehrlich,
noch ‘ne Runde, dreht sich im Kreis
da im Nebel, ist zu gefährlich, viel zu dunkel, leise, laut

(WELLNESS – Mirabelle)

Der Surf Sound von ‘Pulp Fiction‘ mit deutschen Texten? Das gab es bisher noch nicht. Die vier Kölner Jungs von WELLNESS machen genau das ziemlich gut und haben ihr erstes Album ‘Immer Immer‘ für den 12.2. angekündigt. Surf Rock zu machen ist heute sicherlich nicht ganz so populär wie in den 60ern. Doch die Band um Frontmann Matthias Albert Sänger hat diesen Stil wiedergefunden, das ganze mit Indiepop in unsere Zeit geholt und damit ein überzeugendes Album gebastelt.

Allein das Intro von ‘Bazooka‘ kann man sich schon gut vorstellen, während Tarantinos Name auf der Leinwand erscheint. Der obligatorische doppelte Surf-Snare-Schlag auf die Zwei entfaltet hier seine ganze Wirkung und lässt die Füße wippen. Dazu mit voller Kraft: „Ich dreh auf, lauter Fragen, lenk mich ab mit alten Tagen, seh’ ich aus wie ne Trophäe? Mein Blut ist warm. Ich bin immer noch da“. Schön ist, dass rund um den fast immer selben Beat so viel wellenartige Melodie schwirrt – wie auch bei der ersten Single ‘Exit Exit‘. Auf den Gitarren, im Bass und auch der Gesang ist sehr melodiös, teilweise mehrstimmig. Die Stimme an sich ist eher monoton aber passt da gut rein.

Aloha Arne‘ ist ein Instrumental und nicht das einzige auf der Platte. Man fühlt sich an einen Ort, irgendwo in die USA versetzt. Ohne Termine, dafür vielleicht mit dem ein oder anderen Genussmittel. Stark, wie sie das machen. Der Beat wechselt ausnahmsweise mal bei ‘Endlich Endlos‘. Fette Gitarren, viele Harmonien. Hier wird es etwas bluesig, was mal ganz gut tut bei den ganzen Wellen. Die Texte sind allgemein nicht so leicht zu verstehen. Sowohl akustisch hinter dem ganzen schönen Krach, als auch inhaltlich wie zum Beispiel bei ‘Was Du Denkst‘. Das kann man sich von der Wortwahl und der Betonung auch sehr gut bei Tocotronic vorstellen: „Kommt schon gut wie du dich zierst in einer bunten Projektion. Siehst du dich doch viel lieber als Hautirritation“. Beim Hörer bleibt da auch manchmal Irritation.

Mirabelle‘ ist sehr eingängig, grade weil er etwas strukturierter daher kommt. Dennoch heißt es im Text: „Und wir straucheln durch die Sträucher dieser stinkenden Stadt. Du kommst nicht zur Ruh. Du kommst nicht zur Ruh im Vollsuff, im Destillat. Da hast du so ein schönes Gesicht“. Wenn solche Zeilen nicht an die Kollegen von Wanda erinnern. Kein Wunder, dass WELLNESS auch schon deren Tour begleitet hat. Generell gibt es sehr viele Ähnlichkeiten. WELLNESS bietet musikalisch jedoch mehr, auch wenn es vielleicht irgendwann zu viel wird. Die nach dem wilden Westen klingenden schillernden und gleichzeitig rauen Gitarren, der Beat so stumpf wie tanzbar und der Gesang passt genau zwischen die vielen wellenartigen Melodien. An vielen stellen klingt das fast schon spooky und irgendwie bedrohlich.

Durch den Tarantino Charakter fühlt es sich aber auch immer ein bisschen witzig an…und lässig sowieso. Es steckt sehr viel drin in ihrem Stil, mit dem sie nun eine Nische bedienen. Obwohl es lyrisch eher schwer verständlich ist, kann man hören, dass es meistens um das Innere geht. Zwischen Verwirrung, Euphorie und Rausch und durchaus auch um die ein oder andere Liebschaft. Viel Abwechslung gibt es nicht auf ‘Immer Immer’, dafür ist das Album eine Abwechslung. So was hört man sonst nirgends, das muss noch einmal festgehalten werden.

Man kann die vier Kölner jetzt schon als Meister ihres Fachs bezeichnen. Eine Runde Sache mit viel guter Laune und ebenso viel Melancholie, schönen Harmonien und fetzigen Gitarren. Man kann nur hoffen, dass sie sich in den nächsten Jahren in eine Richtung weiterentwickeln, damit sie nicht irgendwann langweilig werden. Für jetzt ist das aber erst einmal egal und wenn Wanda im Radio läuft und große Hallen bespielt, dann müssten es WELLNESS in Zukunft auch.

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WELLNESS – Immer Immer
VÖ: 12. Februar 2016, popup-records
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Christian Weining

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