The space and the time
Dust in the flow like
Shadows in twine
Forget about us,
Load on the mountain
I steal the sound
I can’t feel enough
(Hælos – Dust)
Ein weiteres Trio aus der Musikhochburg London: Nicht nur das sind Hælos, bestehend aus Arthur Delaney, Dom Goldsmith und Lotti Benardout. ‘Full Circle‘ ist ihr erster Langspieler und dabei irgendwas zwischen Massive Attack, Portishead und Lamb. Sie haben das Londoner Nachtleben vertont – selbstverständlich mit Drogenvergangenheit im Gepäck. Das erinnert an The xx? Der häufig erwähnte Vergleich mit dem Trio hinkt jedoch, obwohl die Verknüpfung angesichts der weiblichen, zarten Stimme und dem elektronischen, sphärischen und oft düsteren Sound nicht unbegründet ist.
Harmonischer Gesang, antreibende Beats, wabernde Synthies – Ein Drahtseilakt zwischen Euphorie und Depression. Es fällt schwer das Album, welches sich thematisch mit Niederlagen und Enttäuschungen des Lebens auseinandersetzt zu beschreiben, ohne dabei abstrakt zu werden. Hælos haben sich in unserem Interview an eine Erklärung ihres Sounds gewagt: “That feeling when you’re leaving the club and the jacket you wore in the club was way too hot, but as soon as you go out the club you’re fucking freezing. Because the jacket is too thin and too hot – it is both.”
Genau diese Lebens-Tiefen sind es, aus denen die Band Energie für ‘Full Circle’ schöpft und die Inspiration für die Texte gaben, welche der nebligen, düsteren Musik den Feinschliff verpassen. Man möchte meinen, Apathie und Tanzwut seien unvereinbar – Hælos beweisen das Gegenteil. Immer wieder werden verschiedenste Elemente zu einem dichten, manchmal nahezu überwältigenden Klangteppich verwoben, in denen einem das Herz aufzugehen scheint. Glasklare, rohe Beats und ruhigere Momente bieten den perfekten Ausgleich zur ansonsten schweren Atmosphäre. Zum Beispiel wirken ‘Alone‘, ‘Cloud Nine’ und ‘Earth Not Above‘ schon fast entspannt; ‘Separate Lives‘ endet aber energetisch und überraschend positiv (“Keep movin’ on/ we keep on“) – wohingegen Songs, wie ‘Oracle‘, ‘Dust‘ und ‘Full Circle‘ die antreibenden Kräfte der Platte sind. Eine klare Abgrenzung ist das trotzdem nicht, denn die Band schafft die perfekte Balance zwischen An- und Entspannung, zwischen Ruhe und Lautstärke – und das in jedem einzelnen Track der Platte.
Hælos sind nicht der Höhepunkt des Abends, eher der Moment danach, das Aufatmen. Die Stille in der Ubahn nach einer durchzechten Nacht oder einem lauten Konzert: Es ist Musik für die Rastlosen, deren Abend noch nicht zu Ende ist, obwohl die Türen bereits geschlossen haben. Die Band hat dieses Gefühl auf der Platte perfekt eingefangen – entstanden ist ein stets versiertes und starkes Album, das viele Emotionen birgt.
Hælos – Full Circle
VÖ: 18. März 2016, Matador Records
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