LUCIUS – Good Grief

Lucius - Good Grief CD-Kritik

It’s a feeling like a born again teen
Got a heart beat like we’re only sixteen
Would you take my hand baby
You know you know I like to dance maybe
We’ll be good we can be good, you and I

(Lucius – Born Again Teen)

Synthies, die schwer an die Achtziger erinnern, orchestrale Einflüsse, eine zärtliche, weibliche Stimme und viele, viele chorale Elemente: Das sind Komponenten, welche Lucius auf ihrer neuen Platte ‘Good Grief‘ gekonnt verknüpfen. Es ist das dritte Album der Indiepop-Band aus Brooklyn, die sich aus Jesse Wolf, Holly Laessing, Dan Molad, Peter Lalish und Andrew Burri zusammensetzt. Es ist nicht nur Produkt der Zusammenarbeit mit Shawn Everett (Weezer) und Bob Ezrin (Pink Floyd, Kiss, Alice Cooper), sondern auch Verarbeitung der Höhen und Tiefen der von Touren geprägten letzten zwei Jahre.

Angesichts der positiven Resonanz auf das letzte Album hatte man diesmal hohe Erwartungen. Der Guardian beschrieb sie damals beispielsweise als „the missing link between Arcade Fire and Haim“ und der Rolling Stone bezeichnete sie als „the best band you may not have heard yet“. Dass Lucius über die Jahre nichts verloren haben und diesen Aussagen immernoch gerecht werden, stellen sie mit ‘Good Grief’ unter Beweis.

Ein Höhepunkt des Albums ist auf jeden Fall die epische Ballade ‘My Heart Got Caught On Your Sleeve‘, die einen geradezu zum Leiden auffordert und einen mit seiner am Kitsch schrammenden Tragik völlig mit Herzschmerz vereinnahmt. Dicht gefolgt von ‘Almost Makes Me Wish For Rain‘ – ein absoluter Gegensatz mit seinem groovigen Sound, bei dem man nur schwer still sitzen kann. Es ist ein Song, der zeigt, dass choraler Gesang absolut nicht träge sein muss.

Gone Insane‘ beginnt, wie Popsongs eben beginnen. Und endet, wie sie es sonst fast nie tun: ziemlich insane und ganz schön wütend nämlich. Der zärtliche Gesang von Wolf und Laessing zu Beginn entwickelt sich gegen Ende zu einem Gemisch aus wütendem Geschrei und Gewimmer; eine Verzweiflung, die sich auch im sich aufbäumenden und verworren erscheinenden Klangteppich wiederfindet.

Dass es das Quintett versteht, verschiedenste Musikstile unter einen Hut zu bringen, stand schon beim Vorgängeralbum fest. Aber auch dieses Album überzeugt in der Hinsicht: Zum Beispiel erinnert ‘Truce‘ stellenweise an Gospel. ‘Madness‘ und ‘Something About You‘ sind dahingegen viel poppiger und klingen dabei ein wenig wie Cathedrals – ein unbekannteres Duo.

Die Platte braucht seinen Raum – schnell mal durchhören is’ nicht. ‘Good Grief’ fordert die Aufmerksamkeit seiner Hörer ein, überfordert ihn vielleicht auch mal, aber man wird dafür immer wieder mit neuen Facetten belohnt, die ein ganz anderes Gesicht der Band offenlegen. Verführerisch, fordernd, sassy: Das Album klingt wie das musikalische Portrait der aktuellen Feminismus-Bewegung.

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Lucius – Good Grief
VÖ: 11. März 2016, Play It Again Sam
www.ilovelucius.com
www.facebook.com/ilovelucius

Lucius Tour:
20.04.16 Prinzenbar, Hamburg
21.04.16 PrivatClub, Berlin
22.04.16 Strom, München

Sophia Sailer

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