This song is dedicated to the people who are careful
All the people who can’t stand alone
(The Magnetic North – Sandy Lane)
Nachdem uns The Magnetic North mit ihrem ersten Album ‘Symphony of the Magnetic North’ auf eine Reise durch den Norden Schottlands nahmen, ändert sich diesmal der geographische Fokus. Sie widmen sich stattdessen West Lancashire im Nordwesten Englands. Noch genauer: der Stadt Skelmersdale, die in den 1980ern offizielle Heimat der transzendentalen Meditationsbewegung wurde. Davor fristete sie eher ein tristes Dasein und drohte zu verfallen. Deshalb heißt das aktuelle Werk ‘Prospect Of Skelmersdale’.
Schon auf ihrer ersten Platte haben Erland Cooper, Simon Tong und Hannah Peel mit ihrer Musik Landschaften erschaffen, die nicht einfach nur vorbeisausen, sondern sich im Kopf gemächlich aufbauen und nahezu anfassbar wirken. Und auch auf ‘Prospect Of Skelmersdale’ wühlen sie tief in einer Kiste aus Erinnerungen und unterlegen diese mit einer facettenreichen Instrumentierung. Ganz ruhig und bedacht fängt es mit ‘Jai Guru Dev’ an. Ein Gruß an die Beatles, die das einst in ihrem Song ‘Across The Universe’ sangen, bevor sie nach Indien flogen, um dort die Methoden der Transzendentale Meditation zu erlernen. Hier werden auch verschiedene Tonspuren aus den damaligen Nachrichten verarbeitet, die sich in diversen Songs wiederfinden (‘Sandy Lane’ oder ‘Signs’). Voller Ruhe holt einen das Album ein und man fühlt sich dabei in eine seltsame Intimität versetzt. Man möchte Kartons aufreißen, die man schon vor Jahren auf den Dachboden gestellt hat und dann möchte man auf dem Teppich sitzend alles vor sich ausbreiten. So mutet der Aufbau dieser Platte an. Durch diese gedanklichen Implosionen tun auch gefühlte Lückenfüller wie ‘Pennylands’ oder ‘Little Jerusalem’ nicht ganz so weh.
‘Signs’ ist der Song, den The Magnetic North vorab veröffentlicht haben und er ist in seiner simplen Schönheit auch der Beste der Platte. Das bemerkenswerte Schlagzeug treibt den eigenen Bewusstseinsstrom voran und lässt einen in dieser angenehmen Selbstwahrnehmung verharren. Gleichzeitig ist es der zugänglichste Song der Platte, der gespickt mit Folk-Elementen und einer wohligen Bassline, sehr gut für sich alleine stehen kann. Wenn man glaubt, das musikalische Rezept des Album verstanden zu haben, gibt es doch immer wieder feine Nuancen, die überraschen. Drumpad und fremdartige Spielzeugauto-Geräusche aus dem Hintergrund ummanteln ‘Exit’, der so wunderbar mit den sich entgegenstehenden Sounds spielt, dass man sich wünscht, viel mehr Musiker würden auf diese Weise herumexperimentieren. ‘The Silver Birch’ erinnert dann in seiner kindlichen Verspieltheit wieder ein bisschen an die frühen Midlake und ihre gern genommenen Naturmotive.
Bei dem Leitmotiv des Albums muss man eigentlich Angst haben, dass die drei Musiker zu sehr ins Esoterische abrutschen könnten, aber das passiert ihnen einfach nicht. Vielmehr erzählen sie die Geschichte einer Stadt mit all ihren Wiedersprüchen und Geheimnissen, mit all ihrer Verletzlichkeit und ihren Besonderheiten. Mit ihrer zum Kopfkino gewordenen Musik beschreiben sie diese Entwicklung in all ihren Facetten und formen einen mit Vorliebe genommenen Ausstieg aus dem Alltag. Platte an, Umwelt aus.
The Magnetic North – Prospect Of Skelmersdale
VÖ: 18. März 2016, Full Time Hobby
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