Foto-©: Jason Quigley
Spook in the back, bug in my head
The suit a prop, probably dead
Now on the run, deep in the blame
I had a code, I didn’t need a name
Now the only hand left I can see
Is pointing straight, straight to the grave
That is calling for me
Hey You
(The Thermals – Hey You)
The Thermals legen mit ihrem siebten Album ‘We Disappear’ die Karten so offen auf den Tisch, wie sie es bisher nur selten getan haben. Zusammen mit Chris Walla (ehemals Death Cab For Cutie) haben sie hier wieder einmal ein Album kreiert, das durch Kürze und überraschende Offenheit besticht.
Alben von den Thermals sind ja immer ein eher kurzes Vergnügen und so halten sie auch auf ‘We Disappear’ mit 30 Minuten Spielzeit entsprechend komprimiert. Das Schöne an den Thermals: Das hat es selten weniger interessant gemacht. Auffallend ist die Direktheit der Lyrics, darunter sogar ein waschechtes Liebeslied, das Frontmann Hutch Harris selbst als “one of the most straight-forward love songs we’ve ever written” beschreibt. Die Rede ist von ‘Thinking Of You’, der ist zwei Minuten alles sagt, was zu diesem Thema gesagt werden muss.
Die Platte setzt sich mit Technologie, Liebe und Tod auseinander. Die Gemeinsamkeiten liegen auf der Hand, denn ohne die modernen Technologien würden wir nicht wie selbstverständlich mit der ganzen Welt unseren Beziehungsstatus teilen oder Liebgewonnenes online teilen, um nach unserem Ableben nicht vergessen zu werden. “We’re trying to preserve our life digitally so when we’re gone people won’t forget us. We’re using technology to become immortal”, erklärt Harris die Beweggründe und verarbeitet sie in Songs wie ‘Into The Code’ und ‘The Great Dying’. Ersteres ein Song mit klassischer Punk-Gitarren-Verzerrung als Einstieg und dem straighten Thermals-Sound als Hauptbestandteil. Bands wie diese beweisen, dass Gitarre, Schlagzeug, Bass einfach immer funktionieren werden. Wer die drei schon einmal live gesehen, weiß sowieso genau, was gemeint ist.
Der Komiker hat Kurt Braunohler hat für dieses Album einer umfassende Bio geschrieben und beschreibt die Thermals folgendermaßen: “The Thermals are best at making songs you put on mixtapes named ‘Drunken Sing-alongs When You’re Sad.'” Warum das treffend beschrieben ist, beantwortet die Platte mit jedem Song. Bei ‘Hey You’ lassen sie sich sogar zu einer kleinen Rock-Hymne mit prolliger Gitarre hinreißen und schon sieht man sich auf dem Konzert zwischen Reihe eins und Reihe sechs rumspringen, während man viel zu viel Bier verschüttet. ‘In Every Way’ ist ebenfalls einer dieser Songs, der ganz dringend auf die Bühne gehört. Gar nicht mehr so weit entfernt, hört man da schon den Festivalsommer anklopfen.
Wer die Thermals gut kennt, denkt immer zuerst an die Konzerte und nicht an die Alben. Die Band bringt dennoch so zuverlässig gute Platten heraus, wie es nicht viele von sich behaupten können. Sie sind Freunde, die Bock haben im Proberaum zu schauen, was auf sie zukommt und sie haben das Talent daraus so unprätentiös schöne Songs entstehen zu lassen, wie diese hier auf ‘We Disappear’.
The Thermals – We Disappear
VÖ: 25. März 2016, Saddle Creek
www.thethermals.com
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