Do you love this country, Alan Rusbridger?
We love people doing what you did
everyone should read a good newspaper
newspapers made out of wood
I got a voice, I got a voice, I got a voice, I got a voice
I got a voice, I got a voice, I got a voice, I got a voice
Why are you taping the phone calls?
Why are you reading my mails?
Why are you connected to my headphone?
Why you wanna know all my friends?
(Woog Riots – Alan Rusbridger)
‘Alan Rusbridger’ heißt das fünfte Album des Darmstädter Duos Woog Riots. Bis 2015 war Alan Rusbridger Herausgeber des Guardian in Großbritannien und war 2013 maßgeblich an der Veröffentlichung der Snowden-Dokumente beteiligt. In ihrer gewohnten Lo-Fi-Manier beackern sie dieses und andere gesellschaftskritische Themen.
Mit treibenden Gebeepe geht es bei dem namensgebenden Song ‘Alan Rusbridger’ voran, der durch die Drummaschine getragen wird. Diese Schere zwischen Inhalt und musikalischer Umsetzung ist ja seit jeher das Aushängeschild ihres Protestpops. Das Thema wird dann nochmal bei ‘Moscow Domodedovo’ aufgegriffen, denn auf diesem Moskauer Flughafen musste Edward Snowden 40 Tage verbringen. Als Frontfrau Silvana Battisti dort selbst ein paar Tage war, fragte sie sich wie Snowden sich wohl gefühlt haben muss. Dem Klang des Songs zufolge sehr aufgewühlt, gehetzt und mit Alarmsignal ähnlichen Geräuschen umgeben, die den Song immer weiter ins Bewusstsein hämmern. Das klingt bedrohlich, ist aber trotzdem tanzbar. Da reiht sich auch ‘Blue Dot’ mit seinem minimalen Beat perfekt ein.
‘Rain’ ist wiederum für lo-fi-ungeübte Hörer eine nicht ganz leichte Kost. Der kanonartige Gesang im Refrain wirkt auf sympathische Weise ungelenk, geht aber zwischen den anderen Songs ein wenig unter – so geschehen auch bei der sehr albernen Nummer ‘The Zombie System’. Pop als Kindchenschema. Bei ‘Gentrification’ meint man dann wieder die Handschrift von Jörn Elling Wuttke (Alter Ego) herauszuhören, der die Platte gemeinsam mit Lolo Blümler produziert hat. Ein grollender Technobeat widmet sich hier dem leidigen Thema der Gentrifizierung und setzt einem hier den unverwechselbar kindlichen Woog-Riots-Charme entgegen. Und so entlassen sie uns auch aus der Platte, mit Charme und mit einem Geburtstagssong namens ‘Special Day’.
Die Platte ist mit ihren 35 Minuten wahnsinnig schnell zu Ende, aber man hat auch das Gefühl, dass die Woog Riots alles sagen konnten, was sie wollten. Und natürlich bringt es auch dieser DIY-Klang mit sich, dass diese Songs vor allem in ihrer Kürze funktionieren. Mit Ausnahme von ‘Moscow Domodedovo’, der nämlich von den Tuff City Kids ( = Phillip Lauer und Gerd Janson) einen neuen Anstrich in Form eines Remixes bekommen hat, der zusammen mit einem weiteren Song im Sommer als EP veröffentlicht werden wird.
WOOG RIOTS – Alan Rusbridger
VÖ: 11. März 2016, From Lo-Fi to Disco!
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