If we’re gonna die young
We’re gonna die with a lovesong in our mouths
Two hearts, new start, every card is white
(Laura Gibson – Two Kids)
Seit ihrem letzten Album ‘La Grande‘ ist sie durchaus dem ein oder anderen ein Begriff: Laura Gibson. Die ursprüngliche Cellistin hat in den letzten Jahren nicht nur auf eine Weise neue Wege beschritten: Sie zog von Portland nach New York, also praktisch vom einen zum anderen Ende Amerikas. Dort wurde ihr Hab und Gut aufgrund einer Gasexplosion zerstört. So schlimm dies auch sein mag, bieten solche Ereignisse die Möglichkeit, ganz befreit von Materiellem und Altem einen Neuanfang zu wagen. Eine Wahl hat man dann ja eh nicht wirklich, also machte Laura Gibson eben das beste daraus: und zwar ihr neues Album ‘Empire Builder‘.
Es ähnelt in vielerlei Hinsicht seiner Schöpferin: Tänzelnd, nahezu schwerelos und unendlich zärtlich singt Laura Gibson von ihrem Umzug quer durch die USA, sich daraus ergebende Trennungen und natürlich der Liebe. Viel braucht sie dazu nicht: Jeder ihrer Songs wirkt trotz der minimalisisch eingesetzten Instrumente (oft nur die Gitarre und sie, mit gelegentlichem Streicher im Gepäck) verspielt und vielleicht gerade deswegen federleicht. ‘The Cause‘ eröffnet nicht nur die Platte, er schreitet mit großen Schritten voran und fällt damit unter die Favoriten der Platte. Die bestechende Melodie bleibt einem auf die Gefahr hin, einen den restlichen Tag zu verfolgen zwangsläufig im Ohr. Dem selben Muster folgt auch ‘Not Harmless’ – ein selbstbewusster Song, der die Vorstellung, wie eine Frau zu sein hat mit Leichtigkeit vom Tisch fegt. Dagegen wirken ‘Louis’ und ‘Five and Thirty’ schon eher zaghaft und dies an manchen Stellen schon fast zu sehr. Dass das aus Gibsons Mund aber nicht zwingend Trägheit bedingt, beweist sie in der Vorabsingle ‘Empire Builder‘ und ‘The Search For Dark Lake’ – ein Mal mehr wird einem vor Augen geführt, dass sehr wenig manchmal so viel mehr sein kann.
Es sind jedoch die wenigen mutigen Songs, darunter vor allem ‘The Cause’, ‘Not Harmless’ und ‘Two Kids’, die dem Hörer im Gedächtnis bleiben. Es sind auch die, bei denen Gibson einmal tiefer in die Kiste greift und sich mehr traut, als das für sie übliche Muster. Das beherrscht sie im Schlaf. Songs, wie ‘Louis’ und ‘The Last One’ funktionieren. Damit gibt man sich aber nur schwer zufrieden, nachdem sie an anderen Stellen gezeigt hat, dass sie noch mehr kann, als nur das. Und so lässt einen ‘Empire Builder’ ein bisschen hin und hergerissen zurück, denn es handelt sich dabei durchaus um ein gutes Album. Aber die Ahnung, dass da noch mehr drin gewesen wäre, lässt einen leider nicht los.
Laura Gibson – Empire Builder
VÖ: 01. April 2016, City Slang
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