The sun city creeps
Oh let it go
And fall in love
(Sun City Creeps – Woods)
Reggae mal Indie? Läuft. Das dachten sich wohl Woods, als sie ihr sage und schreibe neuntes Album produzierten. Was zunächst nach erzwungener Vielfalt klingt, klappt tatsächlich ganz gut, das haben sie mit ihrer Vorabsingle ‘Sun City Creeps‘ bereits bewiesen. Die Band, sich zusammensetzend aus Multiinstrumentalist Jeremy Earl, Jarvis Taveniere, Aaron Neveu, Joahn Andrews und Chuck Can Dyck, existiert seit 2005 und ist in dieser Formation flexibel wie ein Fähnchen im Wind. Offiziell Indie-Folk, eigentlich aber sehr viel mehr. Nur schwer lassen sich die Herren einem Genre zuordnen ob ihrer nie ermüdenden Experimentierfreudigkeit.
Woods schaffen eine entspannte Atmosphäre – von Anfang bis Ende. Unterstrichen wird diese besonders in Songs wie dem einleitenden ‘Sun City Creeps’ und ‘Can’t See It All‘, die durch Beats und kubanische Bläser, welche man eher bei Reggae-Songs erwarten würde, überraschen. Der zunächst eigenartig erscheinende Hybrid ist nicht nur für die Zuhörer, sondern auch für ihre Schöpfer gänzlich neu, aber er tut mehr als nur zu funktionieren: Er schafft eine sommerliche Unbekümmertheit. Was man leider auch nicht abstreiten kann, ist, dass die Kopfstimme von Sänger Jeremy Earl spätestens beim vierten Lied ‘Hang it On Your Wall‘ an der zuvor musikalisch geschaffenen Entspannung kratzt. Irgendwann wird sie eben – man möchte dieses Wort nur ungern in den Mund nehmen – anstrengend. Tut aber den einzelnen Songs, wenn nicht in Reihe gehört, keinen Abbruch. Vom Pfad der Lässigkeit kommen sie auch den Rest des Albums nicht ab: ‘Morning Light‘, ‘Hollow Home‘ und ‘Politics of Free‘ machen das, was sie sollen. “There is always a place for you/ meet me on the other side”, heißt es in ‘The Other Side‘ und zeugt damit textlich von der selben süßen Melancholie, wie auch die anderen Lieder der Platte. Etwas, das ihnen vom ursprünglichen Folk vermutlich immer noch geblieben ist.
Nie wird die Platte zu schwer, nie träge oder öde: Woods haben haben musikalisch neue Wege beschritten und haben dabei trotzdem ihren Kurs gehalten. Es ist ein Album, das eine lange Halbwertszeit hat – verhältnismäßig oft kann man die Lieder hören, ohne gelangweilt zu werden, denn das Album birgt immer mal eine neue Überraschung. Es sind keine Kracher, die einem nach dem ersten Mal Hören direkt im Ohr bleiben und dieses den ganzen Tag nicht mehr verlassen. Die Lieder brauchen schon ihre Zeit, um zu wirken. So ähnlich wie Rotwein.
Woods – City Sun Eater In The River of Light
VÖ: 8. April 2016, Woodsist
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