Oh what a day I chose for you
To tell you that I loved you
You know you sounded like knuckles that never cracked
(James Blake – Two Men Down)
3 Jahre sind vergangen seit James Blakes letztem Album ‘Overgrown‘, und zu sagen dass sich der Brite seitdem auf die faule Haut gelegt hat, wäre sicherlich eine Frechheit. Nach einer vielbeachteten Kollaboration mit Beyoncé für deren Hit-Album ‘Lemonade‘ erscheint nun sein drittes Album ‘The Colour In Anything‘, das nicht weniger als 76 Minuten Länge und 17 neue Tracks auf die Waage bringt.
‘The Colour In Anything’ ist durch und durch ein James Blake-Album, aber es zeigt auch, wie weit der 27-jährige seit seinem Debütalbum vor 6 Jahren gekommen ist: auch wenn Kanye West seinen angekündigten Guest-Spot auf dem Album letztendlich doch nicht eingenommen hat, kann Blake hier prominente Mitmusiker wie Frank Ocean & Justin Vernon vorweisen, und Rick Rubin als Mit-Produzenten. Doch abgesehen von den prominenten Kollaborationen ist Blake selbst stets der Star dieses Albums: sein von engelsgleichem Knabenchor zu Soul-Diva reichender Gesang steht hier im Mittelpunkt, und die Kompositionen sind zwar insgesamt subtiler, aber auch tiefgründiger als zuvor. Die elektronischen Einflüsse sind immer noch präsent, aber für einen Künstler seines Genres fast schon angenehm altmodisch.
Blakes Songs schaffen es immer, trotz ihrer schier unendlichen Schichten und Texturen, der Vielfalt an Tönen und Sounds & seiner Raum einnehmenden Stimmer noch wunderbar intim zu sein, so als singe er sie nur für einen einzigen Hörer, oder besser noch – nur für sich selbst. Seine Lyrics beschäftigen sich fast ausnahmslos mit Selbstzweifeln, Beziehungsproblemen und anderen Verwirrungen, aber dennoch wirkt das Album in seiner musikalischen Gesamtheit nicht depressiv. Blake hat die wundersame Gabe, seine emotional abgründigen Texte in solch faszinierend-kleinteilige musikalische Texturen einzuhüllen, dass die ihnen innewohnende Dunkelheit einen nie erschlägt, sondern vielmehr aufängt.
Bei einer extensiven Tracklist von 17 Songs versteht es sich, dass einige Songs mehr herrausstechen als andere, auch wenn ‘The Colour In Anything’ am besten als Gesamtkunstwerk zu geniessen ist. Highlights sind vorallem der synthie-lastige Opener ‘Radio Silence‘, das jazzig-hymnische ‘My Willing Heart‘, die spärliche Pianoballade ‘f.o.r.e.v.e.r‘, die mystische erste Single ‘Modern Soul‘ und das grossartige ‘Meet You In The Maze‘ – ein elektronisch angehauchter A capella-Gospel, der eine für jemanden wie Blake erstaunliche Aussage in seinem Refrain triffft: “Music can’t be everything”. Aber fast!
James Blake – The Colour In Anything
VÖ: 3. Juni 2016, Polydor
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