KLAUS JOHANN GROBE – Spagat der Liebe

Spagat-der-Liebe

Wenn es in den Ohren zieht
Das Hirn schon tropft wie durch ein Sieb
Ist die Lösung nicht zu sehen
außer schnell ins Bett zu gehen
Daneben liegt die Tüte schon
Gefüllt mit rotem Hochlandmond
Danach geht es dann schon wieder raus

(Klaus Johann Grobe – Wo Sind)

Klaus Johann Grobe machen mit ‘Spagat der Liebe‘ genau dort weiter, wo ‘Im Sinne der Zeit‘ 2014 geendet hat. Dieses Debüt wurde zu recht nicht nur hier zu Lande gefeiert, sondern hatte trotz deutschsprachiger Texte auch in den USA und England für Achtungserfolge gesorgt. Besser gesagt ging der Weg von Klaus Johann Grobe tatsächlich zuerst über den englischsprachigen Raum, bevor hierzulande überhaupt jemand auf dieses Duo aus Zürich und Basel aufmerksam wurde. Vielleicht ist dieser Umstand auch der Grund dafür, warum einem ‘Im Sinne der Zeit’ noch so unglaublich nah erscheint und der Nachfolger nun fast einwenig unerwartet kommt. Aber viel geändert hat sich ohnehin nicht.

Wie losgelöste Satzfetzen aus der Ferne fliegen die Songzeilen des verträumt, verhallten Gesangs über die Musik hinweg. Nie ganz da, nur der Hall von etwas Vergangenem und dabei immer leicht gelangweilt vor sich hin erzählend, pendeln sie zwischen Situationskomik und dadaistischen Wortspielereien. Dazu gesellt sich ein nerdig, steifer Hüftschwung, der an Unterhaltungsfernsehen der 60er und 70er erinnert – irgendwie ein bisschen wie die Sterne Ende der Neunziger. Mal funkig, mal spacig abgedreht, langsam groovend. Wie verfärbte Polaroids von alten Faschingsfeiern zwischen Anzug und Partyhut. 
’Spagat der Liebe’ ist schon wie ‘Im Sinne der Zeit‘ ein Album um sich darin zu verlieren. In Soundspielereien, den warmen Synthesizern, an fremden Orten und all den Ohrwürmern, die sich von hinten anschleichen, um sich umso hartnäckiger festzusetzen.

Die Zeit bezeichnete ‘Im Sinne der Zeit’ als eine „Perle verschrobener Popmusik“. Dem ist eigentlich auch für ‘Spagat der Liebe’ nicht mehr viel hinzuzufügen. Kaleidoskopische Strukturen und flirrende Sounds prägen die Songs und frönen dabei nach Lust und Laune einem postmodernem Eklektizismus, der sich gerne hier und da und überall bedient. Manchmal wird auch mit gewollter Seichtheit inszeniert. Und wenn dann „Heut Abend nur“ in ein verträumtes „Badabadalala“ verfällt, schwebt im Kopf schon mal das sinnierende Schlossgespenst Lülü aus der Augsburger Puppenkiste vorbei.

Jetzt stellt sich nur die Frage wohin die Rakete, die jemand auf den etwas sperrigen Namen Klaus Johann Grobe getauft hat, ihren Kurs als nächstes wendet, denn diese Galaxie scheint langsam abgegrast. Doch musikalische Sternensysteme gäbe es noch genug. Captian Landolt und Bachmann übernehmen Sie und fliegen Sie weiter Richtung unbekannte Weiten.

4von5

Klaus Johann Grobe – Spagat der Liebe
VÖ: 06. Mai 2016, Cargo Records
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