I don’t know
Where this world is going
For all this life is showing
Breaks through
The paper chains that hold you
They hold me
You know I try and stay sober
But the feeling is over
Life in this coma
It’s hard to stay sober
In this life
Alone, the struggle seems wholly worthless
So find your friends
In defiance, show we are not helpless
(LUH – Lament)
LUH (steht für Lost Under Heaven) ist das neue Projekt von WU LYF-Sänger Ellery James Roberts und Freundin Ebony Hoorn. Die beiden verpacken große Theatralik rau. Sie lassen ihren Kitsch spröde von den Soundlandschaften bröckeln und spachteln dann die doppelte Ladung wieder drauf. Ihr Debutalbum ‘Spiritual Songs For Lovers To Sing‘ ist ein Album, in dem man sich suhlen möchte. Es testet mutig die Grenzen zwischen Pop, Indie-Rock und – ja und was eigentlich? – aus.
LUH sind Genresurfer und wem das, was hier passiert, gefällt, der ist höchstwahrscheinlich auch einer. Die Produktion ist der Nimbus des Ganzen. Es ist schwer, auszudrücken, wie grandios sie ist. In den stillen, meditativen Momenten des Albums ist dieser Perfektionismus genauso zu spüren wie in den Autotune-Hymnen. Ruhigere Songs wie der Opener ‘I&l‘, ‘Someday Come‘ oder ‘Lament‘ werden von Roberts’ Stimme, teilweise schmetternden Beats, eindringlichen Synthies und einem grandiosen Pathos getragen. Alles ist feinfühlig ausgelotst. ‘Here Our Moment Ends‘ schillert eindringlich: Synthies, Geigen, schmachtender Gesang, irgendwann gedoppelt, Gitarren, Ruhe.
Mal singen Hoorn und Roberts gemeinsam und gegenläufig, mal allein. Beide haben diese Stimmen, die durch Mark und Bein gehen, weil sie so ungeschliffen sind. Es ist, als würde man auf einem anderen Planeten tanzen, wenn man ihnen zuhört, wie sie von Realitätsflucht, Hoffnungslosigkeit und Hoffnung in dieser verkorksten Welt singen.
Dann sind da Songs wie ‘$ORO‘, der die Charts locker zerschmettern kann, indem er sich alle Tricks der krassesten Popmusik zueigen macht, nur eben im Gegensatz zu dieser ein wirkliches Innenleben hat. Es würde beispielsweise funktionieren, Lil Wayne hier kurz rappen zu lassen. Macht vollkommen Sinn. ‘Lost Under Heaven‘ haut einem plötzlich reichlich überzogene Indierock-Gitarren entgegen. Man ist sich erst nicht so sicher, ob das auch Sinn macht. Und merkt dann, dass es tatsächlich funktioniert. Vielleicht ist es die Unerschrockenheit, die immer durchklingt. LUHs furchtlose Wahrnehmung von Musik lässt einen staunen. Man möchte nach dem Hören von ‘Spiritual Songs For Lovers To Sing’ mit all seinen Freunden die Katharsis der letzten 60 Minuten feiern.
Bei allem schwingt dieser Bombast mit. Er erinnert – teilweise stimmlich, teilweise inszenatorisch und teilweise beides – an Bon Iver, an King Krule und an Kanye West. LUH sind Konzeptkünstler. So wie Kanye einer ist. Das ist Megalomanie vom Feinsten.
Auf ihrer Facebookseite beschreiben sie ihre Musik als “Future Blues”, nach dem gleichnamigen Song auf dem Album, in dem Hoorns gedoppelte Stimme herrlich monoton über Monotonie singt. Und eigentlich könnte es nichts besser beschreiben. Der Sound ist salbungsvoll und ehrlich emotional, futuristischer Überpop-Prunk in der Welt des Social Media-Exzesses. Da sind organische Emotionen, die auf dem selben Level, in den selben Sphären schallen wie digitale Emotionen. ‘Spiritual Songs For Lovers To Sing’ ist ein kolossales Album. Es mutig und fragil zugleich. Und es ist eine Zukunftsvision.
LUH – Spiritual Songs For Lovers To Sing
VÖ: 6. Mai 2016, Mute
www.luh.international
www.facebook.com/lostunderheaven