KEATON HENSON – Kindly Now

Keaton Henson - Kindly Now CD-Kritik

You said one day I would catch a break
And said it like it was a fluke
You said one day I would celebrate
The day I fell in love with you

So I told you, you should grieve the night
And mourn the stars above
That those who hate Los Angeles
Have never been in love

(Keaton Henson – No Witnesses)

Keaton Henson ist einer dieser Musiker, die aus eigener Entscheidung die eigene Person so weit weg wie möglich vom Rampenlicht halten wollen: der zurückhaltende Brite tourt nur sporadisch, und wenn dann in intimen Clubs oder Kirchen – was im Angesicht seiner Herkunft als Sohn eines Theaterschauspielers und einer Ballerina schon fast rebellisch erscheint. Doch Henson war seit seinem letzten Studioalbum ‘Birthdays‘ aus dem Jahr 2013 auch einfach vielbeschäftigt: er widmete sich der visuellen Kunst, brachte einen Gedichtband heraus, und schrieb an seinem neuen, dritten Album ‘Kindly Now‘, das diesen Monat erschienen ist.

‘Kindly Now’ erinnert in seiner emotionalen Intensität in vielen Momenten an Conor Oberst / Bright Eyes ca. 2004: ein intimes, melancholisches Singer-Songwriter-Album, das maβgeblich von Piano und Streichern getragen wird, und auf dem Henson sich seine innersten Gedanken über die Liebe und das Leben von der Seele singt. Doch wo Oberst’s Emotionen oft hoffnungslos erschienen, haben Henson’s Songs in ihrer Melancholie doch stets etwas Triumphales, und das zeigt sich am eindrucksvollsten in ‘Alright‘, dem zweiten Song (und der Single) des Albums – eine zunächst fast schon wütende Abrechnung mit einer verflossenen Liebe (“You and I are monsters / We’ll not find another / Cannot be together / Lest we eat each other”), die doch in der Einsicht endet, dass man aus einem solchen emotionalen Loch doch auch wieder obenauf herauskommen wird: “Obviously / My wounds are open to see / But don’t take them seriously / I’ll be fine / And you’re more than alright…

Einige der Songs wirken so persönlich und intim, als hätte der Brite sie aus dem Stregreif einfach so nebenbei aufgenommen – wie zum Beispiel ‘No Witnesses‘, das sich an einen emotionalen Aufenthalt im sonnigen Los Angeles erinnert: “As the sun sets over Hollywood / I have nothing else to do / So I wrote down a list of all the things / We’ve never spoken of / And I wrote “Man, I hate Los Angeles” / And I’ve never been in love…”. Es sind diese persönlichen, intimen Momente, in den Henson brilliert, und in diesen Momenten findet er die fast schon cinematische Poesie, die seine Texte fast ausnahmslos ausmacht.

Doch so klassisch sein Songwriting auch an den meisten Stellen ist, so wagt er sich doch auch vereinzelt an moderne Inszenierungen heran: ‘Holy Lover‘ ist in diesem Fall das wohl modernste Stück des Albums, auf dem Henson seinen Gesang clever loopt und mit einer Bassline, die fast schon an The XX erinnert, unterlegt. “Baby please don’t be afraid of me / I think I love you”, singt Henson darin – und genauso geht es uns auch beim Hören dieses Kleinods.

4von5

Keaton Henson – Kindly Now
VÖ: 16. September 2016, PIAS
www.keatonhenson.com
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