Foto-©: Amanda Marsalis
I ain’t hanging up this time
I ain’t giving up tonight
Even if you walk around
As though you think you’re right
At your worst you still believe
It’s worth the fight
I could make it all go away
Tell me what you think
And don’t delay
We could still be having some
Sweet memories
This heart still beats for you
Why can’t you see?
Shut up kiss me
Hold me tight
Shut up kiss me
Hold me tight
Stop your crying
It’s alright
Shut up kiss me
Hold me tight
(Angel Olsen – Shut Up Kiss Me)
Nachdem Angel Olsen mit ‘Burn Your Fire For No Witness’ viel aufgewühlt hatte, hat sie sich nach dem Abschluss ihrer letzten Tour erstmal ein Klavier gekauft. Mit ihrer einmaligen Stimme besang sie mit viel Hall und Verzerrer das bittersüße Leben. Nun steht da ‘My Woman’, die zweite Platte der Amerikanerin.
Von dem Klavier merkt man ehrlich gesagt erstmal gar nicht so viel, weil sie zwar ein paar der Songs darauf komponiert hat, aber bei den Aufnahmen dann doch zum Synthie und Mellotron gegriffen hat. So geschehen beim ersten Song ‘Intern’. Im ersten Moment hat der sogar sowas dramatisch Madonnahaftes, getragen durch viel Hall tritt die liebgewonnene Stimme in den Vordergrund. Man kann aber nicht verleugnen, dass es dann trotzdem schön ist, wenn man bei ‘Never Be Mine’ die E-Gitarre hört. Und schon kommt der Hit: ‘Shut Up Kiss Me’. Er war auch die erste Single des Albums. Einfach mal Klappe halten und Liebe machen – angenehm unprätentiös. Tempowechsel, nah und fern, verliebt und eingeschnappt.
‘Heart Shaped Face’ leitet ein mit einem bedächtigen Takt am Schlagzeug und einer noisigen aber ruhigen Gitarre im Hintergrund. Hier geht es um Abschied und all die müßigen Umstände, die einen dazu veranlassen. Dass das keine einfache Entscheidung ist, lässt uns der schleppende Beat wissen. Die Geschwindigkeit wird auch bei ‘Sister’ erstmal beibehalten, Olsens Stimme wirkt dabei so zerbrechlich und wie aus einer anderen Zeit. Der Vergleich zu Fleetwood Mac liegt in diesem Moment nicht fern. Dann mündet er irgendwann in einem 70er Jahre Gitarrensolo, das an dieser Stelle überraschend gut funktioniert. Mit über sieben Minuten ist er vergleichsweise lang, nur für ‘Woman’ lässt sich die Sängerin ähnlich viel Zeit. “You can leave now if you want to, I’ll still be around, This parade is almost over, And I’m still your clown”, so die Zeilen des tieftraurigen Liedes. Umgeben ist es von einem orgelhaften Soundgebilde und zurückhaltend leidenden Streichern und destilliert so all die Schwermut, die ihm innewohnt.
Angel Olsen hat auf ‘My Woman’ sowas wie ihren Signature Sound gefunden. Sie vertont Tagträume, aber genauso ihre Reflexionen. Sie spielt mit Gegensätzen zwischen infantil und reif und ist neben all dem einfach eine großartige Sängerin und Musikerin.
Angel Olsen – My Woman
VÖ: 02. September 2016, Jagjaguwar
www.angelolsen.com
www.facebook.com/angelolsenmusic