That it is up to us
To see what we are made of
Yeah if you make a mess of me
I wouldn’t change one thing
Yeah, babe it’s up to us
To see what we are made of
When my body’s gone
Tell ’em what made me sing
(How To Dress Well – What’s Up)
Es ist so schwierig, wenn ein Act, den man eigentlich mag, ein neues Album herausbringt und es einem nicht gefällt. In manchen Fällen merkt man schnell, dass man sich noch reinhören kann. In anderen Fällen bleibt es einfach schlecht. Über Geschmack und persönliches Empfinden lässt sich natürlich immer streiten. Das ist auch eine Schwierigkeit beim Schreibe von Kritiken: Man möchte weder manchen Leuten die Musik vermiesen, noch möchte man die vielen Gedanken und Ideen des Künstlers diskreditieren.
Davon wird Tom Krell bei den Aufnahmen seines neuen Albums ‘Care‘ sicherlich einige gehabt haben. Für das vierte Album unter seinem Künstlernamen How To Dress Well hat er sich so manchen Kommentar überlegt, den er mit der Welt teilen möchte. Anders sind die auffällig langen und oft wiederholten Lyrics nicht zu erklären. Der Mann möchte etwas mitteilen. Alle elf Tracks auf ‘Care’ sind vollgepackt mit Krells so typisch vorsichtigen, manchmal schon gehauchtem Gesang. War dieser auf den bisherigen Platten noch mit zurückhaltendem Electro-R’n’B gepaart, regiert nun grottenschlechter Pop. Zuckersüße Pianopassagen im Wechselspiel mit seichten Synthesizern. Hier mal eine Katy Perry Gitarre, dort mal ein Billigdiscobeat. Nicht die beste Wahl, um den Fokus vermeintlich auf den textlichen Inhalt zu legen. Der Song ‘What’s Up‘ ist ein gutes Beispiel hierfür. Uninspirierte Streicher leiten in das Lied ein. Nach 20 Sekunden werden sie aber auch schon wieder von Krells Gesang im Zusammenspiel mit Owl–City-Gedächtnis-Synthesizern abgelöst. Inhaltlich fragt sich Krell, woraus der Mensch im übertragenden Sinne wohl gemacht ist und wie das Einfluss auf sein Leben und seine Liebe hat. Eigentlich relativ tiefgreifende Gedanken. Richtig ernstnehmen kann man sie mit solch schrecklicher Musik im Hintergrund aber nicht. Die Melodie ist einfallslos, der Beat auf allen Zählzeiten und ohne Variation, dazu noch ein paar billige Electro-Percussions und eine verzerrte Gitarre aus dem Off. Das klingt auch nach Krells zweiminütigem Vortrag nicht so toll, als dass man das Fade Out des Outro auf 60 Sekunden ausdehnen müsste. Und nochmal zur Erinnerung: Das Lied hat mit irgendwelchen Streichern und einem Motiv angefangen, was überhaupt nichts mit dem Rest des Liedes zu tun hat.
Ähnliche Muster sind über die ganzen weiteren Lieder zu finden. Selbstzweifel und Heimatsuche in ‘Salt Song‘ – nicht auszuhalten. Die Kritik an der modernen Smartphonegesellschaft im letzten Song – zum Vergessen. Und dann gibt es noch diesen einen Track, der schon in seinem Titel vorauseilt: ‘I Was Terrible‘. Um es kurz und schmerzlos mit diesen fünfeinhalb Minuten zu machen: Wahrscheinlich der schlechteste Song, der dieses Jahr auf diesem Blog rezensiert wurde.
Sorry, Tom. Das war nix. Schreib doch bitte das nächste Mal wieder deine sonst so interessante und eigenständige Musik.
How To Dress Well – Care
VÖ: 23. September 2016, Domino Records
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