Schaue durch die blickdichten Fenster
Verhängnisfallen wärst du hier wärst du längst da
Wir nehmen teil an der Belanglosigkeit
Schau mal weg ich zieh mich aus
Bevor du’s weißt hab ich mich ausgetauscht
Wir nehmen teil an der Belanglosigkeit
(Gurr – Walnuss)
Man nehme zwei Wahlberlinerinnen, platziere sie vom Winde verweht auf dem Albumcover, gebe ihnen Gitarre und Mikrophon in die Hand und et voilá – Gurr sind geboren. Das Duo, das letztes Jahr noch ein Trio war, spielt gekonnt mit lässig punkiger Attitüde und poppiger Leichtigkeit. Ungeschliffen und roh – der manchmal schrammlig wirkende Garage-Rock-Sound wirkt echt und ehrlich. Ein willkommener Gegensatz zu den vielen glattgebügelten, braven Frauen im Musikbusiness. Das macht sie irgendwie feministisch, ganz ohne, dass das groß angepriesen wird, denn austauschbare Parolen sucht man auf ihrem Debütalbum In My Head, welches seit 14. Oktober in den Regalen steht, vergeblich.
Dass die beiden ihr Ding gefunden haben, wird spätestens deutlich, als man sich selbst dabei erwischt, wie man nochmal checkt, welches Lied man denn gerade hört. Breathless oder doch schon Rollerskate? Unter verschiedensten Einflüssen verlässt sich das Duo nämlich stets auf das simple Gitarren-Drums-Gerüst. Die Gefahr der Eintönigkeit ist also denkbar gross, doch so einfach machen es die beiden einem dann doch nicht. Auf einmal wird auf dem Album, das irgendwie sehr sehr amerikanisch klingt, deutsch gesungen. Und dann auch noch auf so eine melancholische Art und Weise wie in Walnuss – da hört man schon mal auf und nochmal genauer hin. Aber die Hürde der Muttersprache wird mit links genommen, niemand tappt in die Kitschfalle. Weg vom Geschrammel und hin zur Melodie gehts dann mit Moby Dick, wohingegen Klartraum eher Richtung Punk driftet.
So schnell wie die Platte kommt, geht sie dann aber auch wieder. Ein paar wenige Zeilen setzen sich im Gedächtnis fest, aber nachhaltige Begeisterung bleibt aus. Das ändert jedoch nichts daran, dass In My Head ein durchaus unterhaltsames Album ist. Es macht sich nur einfach viel besser zu Wind im Haar, als zu Frostbeulen an den Füßen.
Gurr – In My Head
VÖ: 14. Oktober 2016, Duchess Box Records
http://gurrband.bandcamp.com
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