SPORTFREUNDE STILLER – Sturm & Stille

Sportfreunde Stiller - Sturm & Stille CD-Kritik

Du trägst ein Herz auf deinen Lippen
Du reißt fixe Grenzen ein
Bist bereit alles zu kippen, soll es so nicht sein
Du machst aus ultra faden ausgetreten Pfaden
Tante Emmas wundervollen Phantasienladen.
Du kommst wie gerufen
Trittst auf den Plan den es nicht gibt

(Sportfreunde Stiller – Ein Geschenk)

Was soll man über die Sporties schon sagen?! Nach beinahe 20 Jahren hat man das Gefühl es wurde eh schon alles besprochen und diskutiert. Das liegt auch daran, dass sich seit So wie einst Real Madrid eigentlich sehr wenig musikalisch geändert hat. Die Hallen sind nur etwas größer geworden und die Produktion etwas radiotauglicher.

Man kann sich über diese Beständigkeit in einer unsteten Popwelt freuen oder ihnen musikalische Einfalt vorwerfen (so wie Sven Kabelitz für laut.de: „Denn Sportfreunde Stiller verfügen über die Variationsmöglichkeiten eines Steins“ – was ein Bilderbuch-Diss), man kann sich darüber aufregen, dass Peter Brugger nicht singen und texten kann, man kann es als Authentizität feiern. Je nachdem welchen Maßstab man ansetzt, bekommt man dann wohl akzeptabel oder furchtbar heraus.

Wie man es dreht und wendet, Sturm & Stille zu besprechen ist eine ambivalente Sache. Rein musikalische trifft es Stagnation wohl am besten, auch die Texte waren noch nie sonderlich ausgefeilt. Das waren sie aber auch schon nicht, als die Sporties rumpelnd aus dem Proberaum auf die größer werdenden Bühnen fielen. Nur der Sound ist jetzt fetter und das kann man nun wirklich bemängeln, denn so klafft ein Schere zwischen „Charme“ und Klang, die die Einfachheit der Texte eben eher plump und ungekonnt als gewitzt einfach wirken lässt. Dann lieber Songs, die nach Kinderliedern klingen. Und auch dort wo die Songs ins Pathos kippen wird es schwierig, denn die großen Themen wirken hölzern, die Sprache falsch und zu einfach. So zum Beispiel beim unsäglichen Sturm & Stille. „In Sturm so wie in Stille bin ich für dich da so gut es geht.“ Liebe Sportfreunde bitte nicht. Auf Jubel gebaut ist vielleicht eine verständliche Verneigung vor dem eigenen Publikum, aber auch dabei ist irgendwie etwas schiefgegangen. Wird wohl trotzdem der neue Konzertabschlusssong. „Wir haben unsere Freiheit auf euren Jubel gebaut.“ Das kann man wohl unkommentiert lassen und schnell weiterspringen. Denn immer wenn mit Leichtigkeit und die kleinen Momente des Lebens gefeiert werden, klappt es immer noch mit der Unbedarftheit, die So wie einst Real Madrid geprägt hat, so wie bei Ein Geschenk, Raus in den Rausch und Ich nehm’s wies kommt. Viel zu schön klingt dann auch noch wie ein astreiner neuerer Thees Uhlmann Song. Das Leben feiern eben.

Mit ihrer Beständigkeit sich selbst relativ treu zu bleiben, sind die Sportfreunde Stiller als Ganzes wahrscheinlich trotzdem eigenständiger als so manch aufstrebende deutsche Indieband, die profillos und aalglatt durch die Lande tingelt. (Die Autorin schweigt hier lieber über mögliche Assoziationen).

Ob man Sturm und Stille jetzt aber wirklich besitzen muss, ist so eine Frage; als informierter Musikhörer wohl nicht, aber das Phänomen Sportfreunde Stiller ist mir doch lieber als das meiste, was die deutschsprachige RadioPopwelt so bereit hält. Und so freut man sich dann doch irgendwie über diese Beständigkeit im Popzirkus und auf das was endliche einmal länger als 4 Jahre hält. Sportfreunde Stiller als etwas das einfach nur da ist und verlässlich mit ein paar neuen, alt klingenden Songs um die Ecke kommt. Mehr ist es aber eben auch nicht. Und weil ich nach dieser Kritik dem Radiopop durch eigene Musikwahl wohl wieder halbwegs entfliehen kann, verkrümel ich mich wieder in meine eigene musikalische Mikrokultur. Und sollte dann das Radio doch mal irgendwo unausweichlich laufen, dann kommen hoffentlich doch die Sportfreunde.

2von5

Sportfreunde Stille – Sturm & Stille
VÖ: 7. Oktober 2016, Universal Music
www.sportfreunde-stiller.de
www.facebook.com/sportfreundestiller