Oh my Love I wanna to run
Far away from everyone
Raise a glass I finnaly won
Just look at how lonely I become
(Tiger Lou – You Town)
Indie aus Schweden klingt nach purer Freude für den gemütlichen Melancholiker. Daher: Hört, hört! Tiger Lou sind nach längerer Pause zurück mit neuem Album. Für The Wound Dresser haben sie ganz ohne Zeitdruck drei Jahre an den Stücken gearbeitet. Auch wenn sie selbst behaupten solange dürfe kein Album dauern, äußern sie sich sehr zufrieden und gleichzeitig auch unaufgeregt zu ihrem Album.
Es ist gleich beim ersten Hören eine Art Grundzufriedenheit der Ausführenden zu vernehmen. Das äußert sich in Detailverliebtheit, viel positiver Hoffnung, trotz des skandinavischen Schwermuts und weniger Düsterheit als in den frühen Alben. Hört man den ersten Song You Town hat es fast etwas von Coldplay, was nicht zuletzt an der Stimme Rasmus Kellermanns liegt, der das Projekt 2001 ins Leben rief. Am Ende sind Kinderstimmen zu hören. Ja die Jungs haben mittlerweile Familie, was sich auch auf ihre sonst so ausgedehnten Touren auswirkt.
Sie verstehen das Ganze nur noch als ein Projekt, zwar nicht mit weniger Leidenschaft doch dafür mit mehr Ruhe und Gesetztheit. So heißt der zweite Song Homecoming #2. Eine Indie Ode an die Heimat, wie es sie so oft gibt und doch ist sie auch hier authentisch und schön anzuhören. Der Sound insgesamt ist recht opulent aber nicht übertrieben. California Hauling und Undertow klingen dann eher etwas abgedroschen. Immer noch gut aber auch doch nicht mehr. Unterbrochen wir das mit zehn Songs recht kurze Album von zwei Instrumentalen Piano bzw. Keyboard Stücken Untitled #3 und Rhodes. Das kommt ziemlich gut und bringt eine angenehme Ausgewogenheit in das Gesamtwerk. Recht simpel aber in dem Albumzusammenhang fast ein kleiner Geniestreich.
Leap of Love könnte songtechnisch als eines der wirklichen Highlights gesehen werden. Mit der ohrwurmartigen Synthie Melodie, harten Gitarren und halligem, düsterem Gesang ist es eine echte Abwechslung und erinnert an die älteren Songs von Tiger Lou und gleichzeitig ein bisschen an Bands wie The Cure. Doch auch The Bones Of Our History und So Many Dynamos fallen in diesen Stil und die Fans von früher werden es genießen sich leicht in den Sessel fallen zu lassen und in den ersten kalten Tagen des Jahres zuzuhören wie Tiger Lou vom Heimkommen, sesshaft werden und Sehnsucht haben singen.
Auch wenn hier die Musik nicht neu erfunden wurde und auch Experimentierfreudigkeit bei Tiger Lou nicht übermäßig vorhanden ist, The Wound Dresser ist ein sehr solides Comeback guter Freunde, die sich nach einigen Jahren zum Musik machen wiedergefunden haben und ganz unaufgeregt, aber mit Muße das machen, was sie am besten können.
Tiger Lou – The Wound Dresser
VÖ: 23. September 2016, Startracks
www.tigerlou.net
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