I couldn`t imagine how it made you feel
Nothing is real if nothing appeals
And I wouldn`t stop with that look in your eyes
(Bayonne – Appeals)
Der amerikanische Rolling Stone nannte ihn im Februar als einen der 10 Künstlern, die man dieses Jahr kennen sollte – das ist nun einige Monate her, dabei hat Bayonne erst kürzlich seine erste Platte Primitives auf den Markt gebracht. Seine Musik lässt sich am ehesten mit Animal Collective oder auch Caribou vergleichen, dabei waren es damals Eric Clapton und Phil Collins, die den neunjährigen Robert Sellers zur Musik brachten.
Im Falle des Musikers aus Austin bedeutet das eine vielschichtige Kombination aus Loops, Elektronik, aber auch reduzierten Pianoparts und einem Falsett, auf das Bon Iver vermutlich neidisch wäre. So harmonisch und organisch sich das Albumcover gestaltet, so verhält sich auch der Rest der Platte: Es ist mehr homogenes Gesamtwerk in acht bzw. elf Akten, die fließend ineinander übergehen, als ein Sammelsurium an einzelnen Songs. Alles ist aufeinander abgestimmt, was nicht zuletzt daran liegen könnte, dass er viele Jahre damit zubrachte, den Klang des Albums zu perfektionieren. Bayonne zeichnet mit Primitives die Skizze einer Welt zwischen Traum und Hypnose, zwischen Schwerelosigkeit und Erdanziehung. Aber wie es sich das eben mit derart verträumten Melodien häufig verhält, macht auch dieses Album auf Dauer schläfrig. Nicht nur einmal stellt man sich die Frage, ob es denn noch der erste Durchlauf, oder schon der Dritte ist. Der Sog dieser Platte ist also so ideal wie leider auch unglücklich. Denn nicht nur einmal plätschert das Album sachte in den Hintergrund.
Dabei macht Robert Sellers eigentlich alles richtig: Erpicht darauf, nicht als DJ tituliert zu werden, bedient sich der Musiker lediglich eines Loop-Pedals, seines Drum-Sets und der eigenen Stimme, die allerdings eher selten bzw. sehr gezielt zum Einsatz kommt. So durchziehen Vocals vielmehr wie Schlieren die ansonsten so puristische Musik und verleihen ihr an einer Stelle die gewisse Epik und heben sie woanders aus dem Verträumten heraus. Wovon Sellers allerdings auf seiner ersten Platte singt, bleibt einem selbst nach mehrmaligem Hören größtenteils verborgen: Der repetitive Gesang fügt sich so reibungslos in das Klanggefüge, dass es eher als Instrument und weniger als Mittel zur Kommunikation wahrgenommen wird.
So hinterlässt einen Primitives gewissermaßen etwas gespalten. Bayonne schafft darauf gleichermaßen verspielte wie simple Momente, die schöner nicht sein könnten. Aber auf Albumlänge wird es leider oft zu diffus und eben erwähnte Momente gehen zu oft unter. Die Position, in welche ihn der Rolling Stone Anfang dieses Jahres beförderte, wurde ihm dennoch zurecht gegeben – sein Talent und Können ist unbestreitbar vorhanden, er muss es nur noch nutzen.
Bayonne – Primitives
VÖ: 14. Oktober 2016, City Slang
www.bayonnemusic.com
www.facebook.com/bayonne