Wie zwei Füchse zum Polarmeer
Immer weiter Richtung Nacht
Hab so lange nicht geschlafen
Weißt du, was du eigentlich brauchst?
Wann kommst du mich holen im heißen Julischnee?
Zweimal Sommer und zurück
Erkläre mir das Leben
Ich weiß nicht wie es geht
Erzähl mir von der Liebe
Ich hab sie nie gesehen
(Philipp Poisel – Erklär mir die Liebe)
Er war ja schon fast vergessen; da ist er wieder aufgetaucht – Philipp Poisel bringt nach sieben Jahren Pause sein neues Studioalbum heraus. Eine ungewöhnlich lange Zeit der Abwesenheit, zumal sein Album Bis nach Tolouse die deutschen Charts stürmte. Wer erinnert sich nicht an die Radiohits Eiserner Steg und Wie soll ein Mensch das ertragen. Nach seinem Live-Album Projekt Seerosenteich wurde es dann 2012 erst mal ruhig um ihn. Mein Amerika führt den Zuhörer nun wieder auf die Reise in Poisels Gefühlswelt, die dieses Mal nicht mehr ganz so trist ist wie auf der letzten Platte.
Dies liegt wohl auch daran, dass das neue Album zum ersten Mal mit Band aufgenommen wurde – und das passenderweise in den USA. Freiheit, Sehnsucht und Einsamkeit sind alles Themen, die Poisel, inspiriert von der Ferne, in seinen Texten verarbeitet. “Von der Quelle bis zum Ende trag dich übers Eis, von Niagara, bis nach Houston”, singt er auf dem gleichnamigen Song Mein Amerika. Auf Zum ersten Mal Nintendo schwelgt Poisel in alten Jugend-Erinnerungen, was von einem dominanten Synthie-Sound begleitet wird. Wenn auch der Text etwas kindisch ist, ist der Sound erfrischend anders als gewohnt. Auch Roman ist ein catchiger Song, der aber leider mit etwas kitschigen Lyrics ausgestattet ist: “Ich will ein Roman sein auf den Seiten deines Lebens, geschrieben mit Tinte aus deinem Herz.” Das könnte glatt ein Schlagerlied sein.
Etwas besser funktioniert Erkläre mir die Liebe, die erste Single. Schwelgerische Gitarren und ein inbrünstiger Sänger Poisel bilden das authentische Fundament des Songs. Auch die ergreifende Ballade Bis ans Ende der Hölle erinnert an die traurige Schönheit von Bis nach Tolouse. Der Minimalismus und die melancholischen Texte dieses Albums haben wunderbar harmoniert. Zuweilen klingt Mein Amerika dann aber leider auch etwas abgedroschen.
Philipp Poisel – Mein Amerika
VÖ: 17. Februar 2017, Grönland Records
www.philipp-poisel.de
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