SUN KIL MOON – Common as Light and Love Are Red Valleys of Blood

People sittin’ around hatin’ on Donald Trump
We can’t face it, but we asked for this junk
Not directly, but we fail to see
How our stupidity willed him into candidacy

(Lone Star – Sun Kil Moon)

Sun Kil Moon ist zurück und präsentieren in diesen Tagen mit ”Common as Light and Love Are Red Valleys of Blood” ihr mittlerweile achtes Studio Album. Wer die stetig wechselnde Band um Mark Kozelek kennt weiß, dass standesgemäß jedes Stück Überlänge hat. Diesmal reicht aber auch das nicht, denn dieses Mal ist es auch noch ein Doppel-Album. Fan Herzen lässt das schon einmal höherschlagen. Aufgenommen wurde das Ganze diesmal nur mit dem Schlagzeuger Steve Shelley. Doch nach acht Alben und mit diesem markanten Stil weiß man ja zumindest ungefähr was zu erwarten ist. Und um das vorweg zu nehmen: ja, auch dieses Mal hat Kozelek seine Musik nicht ganz neu erfunden. Und dennoch steht auch er nicht still und entwickelt sich immer weiter.

Geschichten erzählen, das ist es was Sun Kil Moon seit fast zehn Jahren nun Album für Album tun und auch auf diesem Album steht das im Mittelpunkt. Vielleicht sogar noch intensiver als bisher. Wenn man die Texte des neuen Albums alle aneinanderreihen würde, könnte man damit definitiv ein Buch herausbringen. Die Themen sind sehr weitläufig, wie immer eingepackt in wasserfallartige Alltagsberichte und Gedankenprotokolle. Philosophieren über das Leben und die Liebe wie bei Chili Lemon Peanuts, Kindheitserinnerungen bei God Bless Ohio und derbe und polemische Gesellschaftskritik wie im Song Lone Star: „This dumb motherfucker will be on the news every fucking day. And we willed it. He is a hundred percent full-on our creation. He is proof that we choose apps over education. He is proof of our mind-numbing Internet obsession (…)”. Er drescht diese Worte raus wie eine Predigt und so wie er seine Stimme und auch Stimmung verändert, so folgt ihm die Musik. Bass und Schlagzeug wechseln sich ab mit zarten Gitarren, wobei ersteres auf diesem Album deutlich überwiegt und so eine allgemein angespannte Stimmung erzeugt. Wenn man den Sound seines ersten Albums April mit diesem vergleicht, sieht man deutlich die riesige Spanne in der sich Sun Kil Moon seit nun fast zehn Jahren bewegt.

Symptomatisch für diese Platte ist vor allem auch das Sprechen. Denn das scheint nach hören der 16 Stücke deutlich dem Gesang bevorzugt zu sein. Im Prinzip dieselbe Strategie wie Kate Tempest. Manchmal in Form von protestartigen Ausrufen, doch hauptsächlich, in einem eher ruhigen und manchmal gelangweilten Erzählmodus mit Zeitangaben, der die Tiefe der Texte gar nicht wiederspiegelt, was es letztlich viel authentischer und weniger aufgesetzt macht aber nach einer halben Stunde auch durchaus anstrengend ist. Stücke wie I Love Portugal oder Vague Rock Song mit etwas Melodie in der Stimme und Background Vocals sind da eine willkommene Abwechslung. Authentisch ist auch, wie gehabt, der Bezug auf tatsächliche Ereignisse wie in Bergen To Trondheim, das häufige Verwenden von Namen und jede Menge Beleidigungen. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen. Das Ganze mit einer Prise Humor macht Sun Kil Moon zu einem erstklasse Kommentator der Geschehnisse in der Welt.

Mark Kozelek hat nach zwei Jahren Sun Kil Moon – Pause eine Menge zu erzählen und zu verarbeiten. Das macht er auf Common as Light and Love Are Red Valleys of Blood” mit gewohnt hervorragenden Texten auf eine einprägsame Weise. Manch einer wird sich ärgern, denn musikalischen Genuss im eigentlichen Sinne findet man hier weniger, das kann man Sun Kil Moon wirklich vorhalten. Dennoch schafft es die Musik die Stimmungen zu unterstützen, die Kozelek mit Inhalten heraufbeschwört. Am besten nimmt man sich die Texte zu Hand und liest sie zum Album mit. Dann weiß man worum es hier geht und kann einiges davon mitnehmen.

Sun Kil Moon – Common as Light and Love Are Red Valleys of Blood
VÖ: 17. Februar 2017, Rough Trade
http://www.sunkilmoon.com/
https://www.facebook.com/pages/Sun-Kil-Moon/

Christian Weining

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