Foto-© Henry Gorse
Is this a desperate wish for dying?
Or a wish that dying cease?
The fear that keeps me going and going and going
Is the same fear that brings me to my knees
I don’t believe anymore
Don’t believe anymore
Cause what was gold, is gone and cold
I don’t believe anymore
I won’t grieve anymore
Cause all we are, is bled and gone
(Future Islands – Cave)
Jeder kennt diese Alben, auf die sich anscheinend alle einigen können. Über die man überall liest. Die gerade der heiße Scheiß auf der Indie/Elektro/Genre-Tanzfläche sein sollen. Und dann denkt man: „Boah, das muss ja gute Musik sein, wenn da alle so drauf abgehen!“ Und nach dem ersten Hören, tja, Ernüchterung. Irgendwie doch nicht so geil.
Future Islands bringen dieser Tage ihr fünftes Album The Far Field heraus. Das amerikanische Trio hat in den letzten Jahren hauptsächlich mit den Performances ihres Frontmanns Samuel T. Herring auf sich aufmerksam gemacht. Überall kann man die Lobpreisungen über Auftritte wie jenen bei David Letterman lesen, der Future Islands schlagartig eine Bekanntheitsliga hat aufsteigen lassen. Wie der Sänger dort vor drei Jahren den Gorilla mimte, finden viele sexy. „Und diese Emotionalität! Da steckt so viel Gefühle drin. Das ist einfach mitreißend.“ Der Grad zwischen opportunistischem Plattitüdengeschwafel und authentischen Begeisterungsbekundungen ist schmal. Dabei sollte doch eigentlich die Qualität der Musik im Vordergrund stehen.
Die zwölf Songs auf The Far Field sind leicht zu beschreiben. Gerrit Welmers und William Cashion komponieren Instrumentals, die 80er schreien. Hier ist der Power-Synth, da der cheesy Dauerschleifen-Bass. Doch sie spielen nur Nebenrollen, denn auch in der Musik ist alles auf Herring zentriert. Dessen prägnante Stimme dominiert jeden Song. Er schmachtet und trauert. Er ruft auf und frohlockt. Der musikalische Rahmen dazu scheint immer gleich und wenig angepasst. Egal, ob es wie in Caves um die Trennung von einem geliebten Menschen geht oder ob Herring in North Star nach dem unerreichbaren zu greifen versucht, Synthesizer und Bass spielen unbeeindruckt vor sich her. Mit Candles gibt es auch eine Raggae-Variante, bei der nur die typischen Gitarrenakkorde auf den unbetonten Zählzeiten fehlen.
Die Band weiß genau, was sie besonders macht. Man könnte den Eindruck haben, sie ruhe sich darauf zu sehr aus. Es fehlt die Entwicklung, die Varianz und die Spontanität. Klar, wer schon den Vorgänger Singles toll fand, wird (oder muss) die neue Platte auch mögen. Dass ganz anderes mit Herrings Trademark Gesang möglich ist, konnte man letztes Jahr bei seiner grandiosen Zusammenarbeit mit BadBadNotGood hören. Zu modernem Jazz werden Future Islands wahrscheinlich nicht mehr wechseln. Doch bleibt die Hoffnung, dass die Band aus ihrer künstlerischen Sackgasse herausfindet und auch noch Unüberzeugte schwärmen lässt.
Future Islands – The Far Field
VÖ: 7. April 2017, 4AD
www.future-islands.com
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