Elektronische Klanglandschaften, neoklassischen Anflüge, destruktiv zerstörerische Sounds. Viel Raum und dennoch einnehmende Intimität. Alejandro Ghersis neues Album pendelt zwischen den Extremen und auch zwischen den musikalischen Episoden seines bisherigen Schaffens.
Arca war bis jetzt ein Instrumentalprojekt, geprägt von Chaos und destruktiven Sounds. Für das selbstbetitelte Album hat Alejandro Ghersi jetzt den Gesang wieder entdeckt. Spanisch, wie auf seinem alten Dreampop Projekt Nuuro. Dazu teilweise klassische Instrumentierung, Klavierklänge, die Landschaften erschaffen, aber auch knarzend, krachende Elektronik. Verletzlich und nahbar scheinen die Tracks, theatralisch aufgeladen und doch hypermodern, wie fremde Cyberwesen. Ein wenig mag man da auch an Björk denken, an deren Soundexperimenten auch Alejandro Ghersi beteiligt war. Bei all dem bleibt Arca so uneinordbar, dass der Musikexpress schon auf die Beschreibung Post-Genre zurückgreifen muss, um noch eine Schublade zu finden.
Zwischen all dem fast schon operesquen Pathos und der Zerbrechlichkeit geht es inhaltlich vor allem auch um Körperlichkeit, Sex, Begehren und der verwundbaren Seite davon, Hadern und Verzweiflung, was sich gerade in den Videos überinszeniert, verkitscht exhibitionistisch zur Schau gestellt wird. So wie in Reverie, in dem Alejandro Ghersi, auf Stierstelzen mit überlangem erigierten Penis und freier Brust in die Kamera schmachtet. Diese Videos – Anoche geht in eine ähnliche Richtung– geben dem Album eine Konnotation und einen Deutungsrahmen vor. Das Zurschaustellen und Überinszenieren wird zu einem nicht unwichtigen Teilbereich des künstlerischen Auftrittes und Ausbuchstabierens und damit auch Teil des Albums.
Somit ist Arca ist ein Hybrid zwischen Zurschaustellen und Intimität, zwischen Rückzug und Ausbruch, vielleicht macht es das gerade so spannend und ungreifbar.
Arca – Arca
VÖ: 7. April 2017, XL Recordings
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